Jedes Kind kennt sie, natürlich. Auch wir haben sie schon auf unzähligen Fotos und in Dokumentationen und Filmen gesehen. Nun stehen wir aber davor. Und sie rauben uns den Atem. Das letzte Weltwunder aus der Antike – die Pyramiden von Giza am Rande Kairos in Ägypten.
Aber auch die älteste monumentale Pyramide, die Stufenpyramide von Sakkara (Saqqara) ist einen Besuch wert. Hier unser Reisebericht vom Besuch bei den ägyptischen Pyramiden.
Giza: Ehrfürchtig am Fuß der Pyramiden
Die schiere Größe verblüfft. Und dann packt unser Guide Ahmed ein paar Daten aus, die den Besucher noch ehrfürchtiger staunen lassen: 2,3 Millionen Steinblöcke wurden in der Cheops-Payramide, die auch Khufu-Pyramide heißt, verbaut. Sie ist mit ehemals 146 Metern die größte Pyramide (heute 137 Meter). Im Schnitt wiegt ein einziger Steinkoloss 2,5 Tonnen. Im Inneren wurden sogar Blöcke mit 400 Tonnen (!) verbaut. Unfassbar, wenn man bedenkt, dass die Blöcke mit primitiven Werkzeugen wie Kupfermeißeln aus dem Fels geschlagen und von Hand auf Schlitten zur Baustelle transportiert werden mussten. Rund 30 Jahre lang schufteten die alten Ägypter an dem Bauwerk, dessen silbergoldene Spitze ebenso in den Wirren der Jahrtausende verschwunden ist wie die glatte Kalksteinfassade. Zu Lebzeiten des Pharao muss die Pyramide majestätisch in der Sonne geglänzt haben.
Fliegende Händler versuchen Ihr Glück bei Touristen
Wir klettern ein wenig am Fuße der Pyramide in einem speziellen Bereich. Weit hoch darf man nicht, Wächter pfeifen übereifrige Touristen zurück. Überhaupt ist viel los hier. Blasse japanische Beinahe-Geishas mit Stöckelschuhen und weißem Sonnenschirmchen werden von fliegenden Postkartenhändlern über das holprige Gelände gejagt. Kamelbesitzer versuchen, rotgesichtige Touris mit günstigen Preisen auf die Höcker zu locken, um später doch mehr Geld abzuzocken. Ahmed erzählt von einem Japaner, der sagenhafte 50 Dollar für einen wertlosen Plastikskarabäus bezahlte. Am Bus flog der irrsinnige Deal auf, der Händler wurde geschnappt und musste das Geld zurückgeben.
Ahmed bewundert unsere Drei-Sätze-Taktik, um lästige Verkäufer blitzschnell loszuwerden und dabei noch Eindruck zu schinden: 1. „Salaam. Shok-ran“ (Hallo, danke) und abwinken. Reicht meist. 2. Bleibt der Händler dran, ein kurzes „La’a“ (Nein) nachschieben. 3. Der letzte Einschub bei Unverbesserlichen: „Senta La’a!“ (Hast Du nicht gehört? Nein.) Hat bis jetzt immer gewirkt.
Auch die Chephren-Pyramide (zweitgrößte) ist beeindruckend. An ihrer Spitze ist noch die Verkleidung erhalten und gibt eine Ahnung vom Glanz antiker Zeiten. Direkt daneben steht die kleinste der drei, die Mykerinos-Pyramide. Sie soll aber die teuerste gewesen sein, glauben die Ägypter, denn sie war offenbar komplett mit Rosengranit verkleidet.
Tipp: Von einer Anhöhe oben hat man einen wunderbaren Blick auf die drei Pyramiden. Von diesem Aussichtspunkt macht man am besten nachmittags Aufnahmen, dann hat man die Sonne im Rücken.
Der berühmte Sphinx bewacht die Pyramiden
Morgens ist dagegen die beste Tageszeit für einen Besuch des Sphinx, unten am Fuße der Pyramiden, wo der alte Aufweg zu den Monumentalbauten beginnt. Der 20 Meter hohe und 73, 5 Meter lange Löwe mit Menschenkopf (Abu Al-Hul, „Vater des Schreckens“) bewacht die Pyramiden. Eine beeindruckende Statue, trotz fehlender Nase. Die Nase fehlt, weil die Löwenstatue mit Menschenkopf vor langer Zeit leider als Zielscheibe für Schießübungen missbraucht wurde.
Parfümverkäufer und Lachflash
Wir willigen ein, eine „Vorführung“ in einer Parfümerie mitzumachen. Zwei Minuten später sitzen wir im ersten Stock eines alten Hauses. Zehntausend blitzende Flakons um uns herum. Fläschchen aus 1001 Nacht. Und zwei Verkäufer. Der eine telefoniert mit dem Handy, der andere ist offensichtlich noch nicht lange dabei, wir haben leichtes Spiel mit ihm. Er müht sich redlich auf Deutsch ab, uns die sagenhaften Duftkompositionen von „Amun“ und „Ramses“ näherzubringen. Wir bekommen diverse Wässerchen auf den Arm getupft, die entweder nur nachts (Zwinker, Zwinker) oder nur von Frauen an drei Stellen (Zwinker, Zwinker) aufgetragen werden sollen. Als der Duftakrobat von schwindenden Runzeln erzählt, raunen wir uns „Runzelstilzchen“ zu. Lachflash. Der Verkäufer kommt aus dem Takt. Versucht noch, uns mit dem Streichholz von der Qualität seiner Ware zu überzeugen: „Si, sähn: Brännt nicht, keine Alkohol drin. Sie sähn hirr: Französisch Parfüm, brännt. Ist schlecht.“ Verblüffende Erklärung. Dass wir noch nie ein Parfüm ohne Alkohol gesehen haben, verschweigen wir. Wir gurgeln den letzten Schluck dünnen Mokka runter und schieben die „sähr günstigen Geschenkpackungen“ (sechs Flakons zu je 60 Euro) beiseite. Vielen Dank für die Vorstellung. Tschö mit Ö. Stinkend wie die Iltisse fahren wir weiter zur Hauptstadt des alten Ägyptens – Memphis.
Memphis – Hauptstadt des alten Ägyptens
Touristisch ist Memphis heute nicht unbedingt das absolute Highlight. Geschichtlich schon. Des es war jahrtausendelang die Hauptstadt des vereinigten Unter- und Oberägypten. Der Torso einer großen Statue von Ramses II. ist hier zu besichtigen. Und ein schöner Alabaster-Sphinx. Dahinter ein Palmen gesäumter Garten mit weiteren Fundstücken und einer schönen Statue.
Die Stufenpyramide von Saqqara
Die Stufenpyramide des Djoser in Saqqara (Sakkara) ist die älteste große Pyramide des alten Ägypten und überhaupt der älteste Monumentalbau der Welt. Die Bautechnik wurde in den Jahrhunderten danach weiter verfeinert und gipfelte in den berühmten Pyramiden von Giza.
In der Nähe befindet sich die dazugehörige Totenstadt mit vielen Gräbern von hohen Beamten. Eine dieser so genannten Mastabas (Bankgräber) dürfen wir besichtigen. Die Wände sind mit Inschriften und Hieroglyphen übersät. Sogar die Farben sind noch leuchtend erhalten. Man kann an den Wänden lesen wie in einem Buch. Erzählt wird aus dem Leben des Verstorbenen.
Unser kurzes Reise-Video oben zeigt die Pyramiden von Giza und ihren Bewacher, den Sphinx. Dazu die Stufenpyramide von Sakkara (Saqqara) weiter südlich in der Wüste.
Verzweifelter Teppichhändler
Weil der Besuch in der „Parfümerie“ so lustig war, beschließen wir, jetzt auch noch einen Teppichhändler zu besuchen. Es ist eher eine Teppichfabrik. Sie ist schon von weitem zu erkennen. Es ist das größte Haus mit vielen Verzierungen und Säulen. Muss erfolgreich sein, der Chef. Wir lernen ihn auch gleich kennen. Er zeigt uns, wie die Teppiche entstehen und die feinste Seide oder auch Wolle verarbeitet wird. Ein nahezu erschreckend junges Mädchen lässt die Finger durch den Webstuhl sausen… Die Arbeiten sind wirklich schön, die Technik tolles Handwerk. Dann geht’s nach oben in die Ausstellung. Hier liegen und hängen Tausende Teppiche. Ob wir Tee oder Kaffee wollen, fragt der Händler, um gleich nachzuschieben, dass eine Ablehnung dieser ägyptischen Gastfreundschaft unmöglich ist. Sie verpflichte schließlich zu nichts. Natürlich nicht… Unseren Dank und die Bekundung, dass wir nichts kaufen wollen, erstickt er im Ansatz. Na gut.
Wir lassen uns also alles zeigen und erklären. Wirklich alles. Der Mann läuft zur Höchstform auf, sogar exportieren kann er. Kein Problem. Der Tee ist heiß und lecker. Mit dem letzten Schluck setzt Michi unvermittelt zum Todesstoß an. Juckt sich am Hals und beschreibt die Nachteile einer Hausstauballergie. Der Teppichmeister holt zweimal Luft, stammelt etwas von „gutem Preis für schöne Frau“. „Wir haben noch nie einen Teppich gekauft und werden das auch nie tun.“ Ende. Die Miene des Mannes erstirbt. Trauer, Verzweiflung, die totale Niederlage. Nicht mal einen Tischläufer kann er uns schmackhaft machen. Er tut uns fast Leid, wir loben noch einmal die beeindruckende Handarbeit und winken beim Abschied freundlich.
Kein Reisebericht ohne Fotogalerie: Hier die Bilder von den Pyramiden in Giza bei Kairo und weitere Fotos vom dritten Tag unserer Ägypten-Reise: