Kurz vor fünf Uhr am Morgen. Wir haben in Aguas Calientes übernachtet. Dem kleinen Ort kurz vor der sagenumwobenen vergessenen Inka-Stadt Machu Picchu. Heute wollen wir diese mystische Stätte entdecken. Wir haben unseren peruanischen Guide Walter überredet, früh nach Machu Picchu aufzubrechen. Dicker weißer Nebel hängt zwischen den schroffen Felswänden des Tales als wir aufbrechen. Eine magische Stimmung. Verheißungsvoll. Reisebericht Machu Picchu, Peru…
Vorbereitung: Coca-Blätter kauen
Der Coca-Tee dampft in der Tasse. Wir stärken uns beim Frühstück im Hotel Hatuchay Tower. Zum Abschluss rollen wir noch eine kleine Handvoll Coca-Blätter zusammen, ein kleines bisschen schwarzgraue Pottasche kommt dazu. Das Päckchen kommt in die Backentasche wird durchgekaut. Coca ist ein uraltes Mittel der Inka. Hilft gegen Müdigkeit, die Höhenkrankheit, unterdrückt Hunger und Kältegefühl.
Außerdem steigert es die Ausdauer. Unser Guide Walter berichtet: „Hier in Peru kauen fast alle Coca-Blätter – den ganzen Tag lang.“ Von der Droge, dem gefährlichen Rauschmittel Kokain, das man aus Coca machen kann, will hier keiner etwas hören. In Peru kein Thema. Hier kauen jung und alt. Seit Jahrhunderten. Einen Rausch verursacht das ganz und gar nicht.
Wir fahren nach Machu Picchu, die Straße windet sich eng den Berg hinauf. Der Abgrund gähnt ein paar Handbreit neben den Rädern des Busses. Wir sind gespannt auf den Tag, kauen eifrig Coca. Gaumen und Zunge werden leicht betäubt. Es schmeckt nach Tee, nicht unangenehm. Walter grinst: „Ich kaue das fast den ganzen Tag. Es hat eine adstringierende Wirkung, hilft bei Halsschmerzen.“ Wir spüren die Wirkung: anregend – wie nach einer Kanne grünem Tee.
Grandioser Weitblick über Machu Picchu
MACHU PICCHU! Natürlich sind wir nicht allein hier oben. Aber die Besucher verteilen sich gut über das Gelände. Kaum jemand spricht laut, andächtig ist die Stimmung. Dann tauchen die ersten Ruinen im Hochnebel auf. Magisch. Hinter den Mauern erhebt sich der berühmte Gipfel Wayna Picchu, Star aller Postkarten. Wir klettern zum Aussichtspunkt hinauf. Machu Picchu breitet sich malerisch vor uns aus. Wolken ziehen von unten herauf, vorbei und lösen sich auf. Überwältigend ist dieser Anblick. Gesehen auf tausend Postkarten, in Dutzenden Dokumentationen. Und doch fließt hier oben eine Energie, die TV-Bilder nicht vermitteln können.
Reiseguide Walter hat eine Erklärung parat: Hier soll tatsächlich Energie fließen. Gespeist aus dem harten Granitgestein mit Quartz-Einschlüssen, aus dem ganz Machu Picchu erbaut ist. Wir stehen an der Sonnenuhr – Intihuatana. Dem Zentrum der geheimnisvollen Kraft. In unseren gedruckten Reiseführern ist davon übrigens nichts zu lesen.
Ästhetische Baukunst der Inka
Die Baukunst der Inka – ästhetisch und kunstvoll. Besonders am so genannten Sonnentempel sind die Steine millimetergenau ineinander gefügt. Ohne Mörtel. Wir wandern mehrere Stunden durch die Ruinen auf dem saftig grünen Hügel und lassen uns von Walter alles erklären. Hier nur ein kleiner Abriss der Geschichte: Die Inka benutzten die Stadt wahrscheinlich in erster Linie als rituelles Zentrum – rund 1500 Priester und Geweihte sollen hier gewohnt haben. Die spanischen Eroberer entdeckten Machu Picchu nie. Daher ist noch heute vieles gut erhalten, blieb vor der Zerstörungswut der Konquistadoren verschont. Keiner weiß genau, warum und wann die Inka ihre heilige Stadt verließen. Sie geriet auf jeden Fall in Vergessenheit. Bis der amerikanische Abenteuer Hiram Bingham 1911 bis in diese Gegend vordrang. Laut Erzählungen soll am Fluss Urubamba bis kurz vor Machu Picchu gekommen sein. Ein kleiner Indianerjunge zeigte dem Entdecker dann zu den Stufen, die bis in die heilige Stadt hinaufführen.
Unterwegs auf dem Inka-Trail von Machu Picchu
Walter hatte uns gewarnt: „Wir müssen auf jedes Wetter vorbereitet sein. Es kann 28 Grad warm sein, es kann 14 Grad sein. Sonne oder Regen. Alles möglich.“ Machu Picchu gibt Vollgas. Das volle Programm. Wir brauchen Sonnencreme und Regencapes, Jacken und T-Shirts. Alles innerhalb weniger Stunden. Machu Picchu im Nebel, bei Regen, kühl und mystisch, freundlich in strahlendem Sonnenschein.
Oberhalb der Stadt wandern wir ein wenig den berühmten Inka-Trail entlang. Drei bis fünf Tage ist man unterwegs, wenn man sich Machu Picchu über diesen Weg (beginnt bei Kilometer 88 am Rio Urubamba) erkämpfen will. Und noch ein weiterer alter Inka-Weg lockt uns. Er führt weg von Machu Picchu durch den Dschungel. Ein peruanischer Posten schreibt unsere Namen auf. Man will wissen, ob auch alle Besucher wieder zurück kommen. Es sei ein bisschen gefährlich, erklärt uns der Mann in der kleinen Hütte. Denn dieser Weg ist schmal. Führt entlang schroffer Felsen. Plötzlich wird der Pfad spektakulär – gibt den Blick frei bis auf den Fluss tief unten im Tal. Wir tasten uns weiter am Abgrund entlang. Es hat geregnet, die Steine sind etwas glitschig, dazwischen dunkelbrauner Matsch. Es riecht nach Erde und Urwald. Wir sehen Spinne, Tausendfüßler, Kolibris und andere Vögel. Dann verengt sich der Weg bis auf ein paar Handbreit. Ein Handseil gibt etwas Sicherheit, der Abgrund grinst ein rund 100 Meter tiefes Grinsen. Dann ist der Weg zu Ende. Die alte Inkabrücke ist nicht mehr begehbar – die Bretter sind morsch. Lebensgefahr. Wir kehren um. Zurück nach Machu Picchu. Wir freuen uns über die feuchten Finger des Hochnebels. Sie kühlen ein wenig unsere stark besonnten Gesichter.
Von Machu Picchu zurück nach Cusco
Wir genießen noch eine Weile still den atemberaubenden Blick auf Machu Picchu. Dann brechen wir auf. Abwärts. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Zurück nach Aquas Calientes, dann mit dem Zug nach Ollantaytambo, weiter im Kleinbus nach Cusco. Wir kommen spät am Abend an. 20.30 Uhr. Die Coca-Blätter halten uns noch auf Kurs. Wir bummeln durch das quirlige Cusco. Angeblich eine der schönsten Städte Südamerikas. Auch wir erliegen dem kolonialen Charme des Anden-Ortes.
Nach den Strapazen des Tages freuen wir uns über den 5-Sterne-Komfort des Libertador-Hotels und entspannen noch einen Moment im Dampfbad. Dann reichts für heute. Denn gleich – um fünf Uhr morgens – klingelt wieder der Wecker. Abfahrt mit dem Linienbus, hoch über die Anden bis nach Puno am Titicacasee…
Hallo Michael,
wirklich klasse Bilder und ein schöner Artikel sind hier entstanden. Ob Google mit dem Street-View Car auch mal den Machu Picchu abfährt? Könnte noch eine Zoomstufe tiefergehen in Gmaps, right?
Grüße aus Stuttgart,
Tobias
Hallo, ein wunderbarer Reisebericht mit fantastischen Fotos. Mich würde sehr interessieren, mit welcher Kamera und Optik fotografiert wurde. Ich lane auch gerade eine Peru-Rundreise und bin daher hier gelandet.
Liebe Grüße aus München
Simone
Hallo Simone,
danke schön, das freut uns. Wir nutzen die Canon 5D Mark II, meist mit Polarisationsfilter. Die Fotos werden im RAW-Format aufgenommen und in Single-RAW-HDRs konvertiert. Dann werden die Aufnahmen getonemapped. Klingt ein bisschen kompliziert und ist in der Tat sehr zeitaufwändig. Die Fotos sehen dann ein bisschen künstlich aus, fast wie gemalt. Diesen Effekt wirst Du meinen. Aber auch die „normalen“ Fotos sind mit der 5D MarkII eine Wucht.
Schöne Grüße und viel Spaß in Peru!
Nikki&Michi
Hallo ihr Beiden! Ich finde eure Reisebericht sehr interessant. Bin grade am recherchieren eben für eine Peru Reise und möchte euch fragen ob ihr mir Tipps geben könnt wie man die Reise organisieren könnte. Also, z.B. alles im Voraus bei einem Anbieter in Deutschland buchen? Kann man Hotels und Zug- bzw. Busfahrten direkt übers Internet buchen? Oder kann man auch vor Ort flexibel einzelne Touren buchen?
Wäre dankbar für jeden Tipp!
Danke!
Thomas
Hallo Thomas,
wir buchen fast alle Reisen selbst und stellen uns die Trips meist individuell zusammen. Das setzt doch recht viel Recherche voraus, kostet Zeit. Wenn Du eine Peru-Reise planst, würde ich mir zunächst die Bausteine von Spezialveranstaltern vornehmen und schauen, was die in welcher Zeit an Stationen anbieten. Wir haben ganz gute Erfahrungen mit diesen Spezialisten gemacht: http://www.viventura.de/reisen/peru und http://www.papayatours.de
Bei uns war Peru in einen Südamerika-Trip eingebaut, den wir komplett als Rundreise gebucht hatten. Die Bausteine gefielen uns gut und wir hatten auch kaum zeit für eine eigene Recherche. Vorteil: man hat vor Ort jeweils Reiseguides, die einem Land und Leute näher bringen. Außerdem spart man sich lästiges Navigieren und die Unterkunftssuche vor Ort. Das ist gerade dann von Vorteil, wenn man für die Highlights von fünf Ländern nicht zwei Monate, sondern nur zwei Wochen hat… ;)
Für eine selbst zusammen gestellte Rundreise, etwa durch Peru – mit Inlandsflügen, Zügen, Unterkünften usw. würde ich rund einen Monat (Recherche, Buchungen, Bestätigungen) einplanen. Nikki braucht für den Costa-rica-trip rund zwei Monate, bis wir alles im Kasten hatten. :) Mit ein bisschen mehr Geld in der Reisekasse kann man sich eben aber auch Spezialanbietern (s.o.) anvertrauen. Alternativen sind noch fly-and-Drive-Angebote der großen Veranstalter. So haben wir Südafrika wunderbar covern können. Flug, Auto, erste Nacht vorgebucht – den Rest vor Ort gemacht.
Viel Spaß bei der Reise – die beginnt ja immer mit dem ersten Schritt, also mit den Vorbereitungen!
Schöne Grüße
nikki&michi
Hallo ihr beiden, toller Bericht! Ich habe eine wirklich dämliche Frage: Wie viele sehr grossen Spinnen habt ihr in Peru gesehen und wo waren die? Auch in euren Unterkünften? Kann ich die Spinnen überhaupt vermeiden? Danke und liebe Grüße!
Liebe Birgit,
sorry für die späte Antwort. Dafür aber Entwarnung: Die Spinnen spielen eigentlich keine Rolle. Man sieht sie kaum, wenn überhaupt. Nikki ist Spinnen gegenüber auch, sagen wir, extrem skeptisch eingestellt. ;) Und sie hatte keinerlei Probleme. Hätten wir große Spinnen in Peru gesehen, hätten wir sie fotografiert. Du kannst also beruhigt reisen!
Liebe Grüße
Nikki&Michi
Hallo hat es auf eurer Seite eine Möglichkeit euren Bericht auf WordPress rezublogen?
oder zu teilen?
Saludos.
Hi,
verlinken geht immer! Rebloggen im Sinne von Text kopieren natürlich nicht. Aber die „Teilen-Buttons“ hier unter dem Text funktionieren. :)
Schöne Grüße!
Michi
Vielleicht verwende ich den falschen Begriff.
Es werden ca. 5 Zeilen vom Artikel und meist ein Bild gezeigt.
Das Bild wird dann allerdings im Medienspeicher unseres Blogs abgespeichert.
So läuft das teilen unter dem WordPressbotton ab.
Das wäre dann ein Miniartikel der auf euren Blogartikel verweisst.
Das ist etwas mehr als verlinken.
Ich denke das ist nicht immer für alle klar was der Botton macht.
Saludos.
Ach so, alles klar! Dann tatsächlich eben nur via Link – ist ja auch okay. Liebe Grüße!