Der Schlaf war flach, aber dennoch erholsam. Dusche unter freiem Himmel. Dann stapfen wir den nächsten Dünenkamm hinauf. Den Sonnenaufgang sehen. Wir haben in der Wahiba-Wüste in Oman übernachtet. Atmen die Freiheit der großen sandigen Weite. Heute sollen wir das Weichsand-Fahren lernen. Dann geht es nach einem Abstecher in ein grünes Wadi weiter an die Küste nach Sur. Reisebericht Oman, Tag 6.
Übernachtung in der Wüste Wahiba Sands
Die ersten Sonnenstrahlen lecken über die Wahiba-Wüste in Oman, wir wandern über die Dünenkämme und saugen die Atmosphäre ein. In der Ferne sehen wir das Zelt eines Beduinen, Ziegen stehen davor. Dann hören wir „Plis-liff“. Immer wieder. Wir verstehen nicht. Kommen etwas näher. Immer lauter „Plis-liff“. Bis wir endlich verstehen – das ist kein arabisch. Es gilt uns. „Please leave.“ Wir kommen der freundlichen Aufforderung nach. In der Wüste braucht jeder Bewohner seinen Freiraum. Und soll ihn auch bekommen. Wir biegen über den nächsten Sandwall ab. Schnelles Frühstück unter freiem Himmel im Nomadic Desert Camp in der omanischen Wahiba Sands-Wüste. Dann ruft Whalid zum Aufbruch.
Dune Bashing in der Wüste
Wir sind gespannt – Dune-Bashing, Weichsandfahren im eigenen Jeep. Unser Nissan röhrt begeistert. Die ersten großen Dünen nehmen wir mit Vollgas. Klappt. Freude. Dann Kurven, enger, es wird schwieriger. Rrrrrroaarr. Rrrrrr. Rrr. Ende. Wir stecken fest. Alle vier stattlichen Reifen haben sich am weichen roten Sand sattgefressen. Whalid gibt Tipps, wie man wieder freikommt. Nur das Differential im Rückwärtsgang drückt den grollenden Nissan in die Freiheit. Dann die Gesellenprüfung. Wir stehen an einer steilen rund 15 Meter hohen Düne. Abwärts! Zweiter Gang und sanft Gas geben, der Sand rutscht, der Wagen auch – rollt, rutscht. Immer schneller. Platsch! Unten. Bestanden. Dann surfen wir eine gute halbe Stunde auf den weichen Wellen bis wir wieder am Rand der Wüste angekommen sind. Abschied von Whalid. Die Reifen werden wieder aufgepumpt. Mit prallen Backen trägt uns der Nissan Patrol ins wunderschön grüne Oasental Wadi Bani Khalid. Die asphaltierte Straße windet sich über die Hügel. Dann tauchen die Palmen auf. Wir parken den Wagen und wandern an einem großen grünen natürlichen Pool mit klarem Wasser entlang. Nur eine Handvoll Menschen ist hier. Wir klettern rechts am Wasser entlang in paar Hundert Meter die Schlucht entlang. Der Weg ist einfach. Und doch sind wir die einzigen. Werden mit kleinen blauen Wasserbecken, blank gewaschenen großen Steinen, Wasserfällen und kristallklarem Wasser belohnt.
Schwimmen im Wadi Bani Khalid
Erfrischung im Wadi Bani Khalid! Wir baden den Sand der Wüste hinfort. Plötzlich zupft es an den Füßen! Dutzende Fische, fingergroße Welse knabbern an uns herum. Kichernde Symbiose. Wir genießen die Behandlung. Erfrischt wollen wir weiterfahren. Doch bis zum Auto sind wir wieder auf Omani-Temperatur gebracht. Der junggebliebene Straßburger Herr will sich in der Hitze auch nicht übermäßig viel bewegen. Kurz vor dem Parkplatz fragt er uns, was ihn erwartet. Wir plaudern. Er sagt uns, dass seine Frau im Auto wartet. Sie sei nicht mehr so gut zu Fuß und leide an Parkinson. Aber das Reisen würden sie sich dadurch nicht vermiesen lassen. Die beiden haben wie wir schon ein hübsches Stück Oman hinter sich. Am Wagen sprechen wir auch mit der tapferen älteren Travellerin. Ihr Arm zittert, aber die über 70jährige strahlt, als sie sagt: „Ich warte an schwierigen Stellen gern auf meinen Mann, lese im Reiseführer und berichte ihm bei der Weiterfahrt davon.“ Bewegt von so viel Lebensfreude und Mut fahren wir weiter nach Sur, der östlichen Küstenstadt Omans. Die Straße führt rund 100 Kilometer vom Wadi durch karge Hügel, Sand und Geröll. Es ist heiß. Die Hitze brüllt ihren lautlosen Schrei flimmernd über den Asphalt.
Sur: Küstenstadt der Fischer
Sur war einst fest in der Hand der Fischer und Bootsbauer. Dhau – das ist der Name der typischen Boote hier. Früher wurden viele in den Werften hier gebaut. Doch von der Vergangenheit der reichen Seehandelsstadt ist nicht viel übrig. Auch wenn Sultan Qaboos die Tradition wieder aufleben lassen will: zurzeit werden wohl keine Dhaus gebaut.
Wir stoppen in recht neuen Sahari Restaurant am östlichen Eingang der Lagune – am Ortseingang des Stadtteils Al-Ayjah. Wir sind die einzigen Gäste, werden aber bewirtet wie die Könige. Wir essen sehr gute arabische Küche, trinken heißen Tee mit Minze und rauchen nach dem Essen eine Wasserpfeife (Shisha). Extra für uns wird der Beamer geholt. Freiluftkino. Die syrischen Betreiber des Restaurants fragen, ob wir BBC sehen wollen. Wir entscheiden und für arabische Musik und erfreuen unsere Gastgeber. Leicht beschwingt vom süßlichen Rauch fahren wir ins Zentrum von Sur.
Es ist viel los auf den Straßen. Omanis, Pakistanis, Inder laufen durcheinander. Sitzen ins Straßencafés. Beäugen die beiden einzigen Europäer interessiert, winken uns immer wieder zu. Nur wenige Frauen huschen über die Gehsteige. Inderinnen in ihrer traditionellen Kleidung, arabische Frauen meist verschleiert. Wir schauen uns das quirlige Treiben an und bummeln durch die Läden. In einer Parfümerie plauschen wir mit einer jungen komplett verschleierten Verkäuferin. Wir probieren viel, machen Scherze. Die hübschen Augen hinter der Burka blitzen. Sie kichert viel und lacht, zeigt uns Räucherwerk und Parfüm. Wir kaufen Wohlriechendes und fahren zurück ins angenehme Sur Plaza Hotel, offenbar zurzeit das beste Haus am Platze. Morgen wollen wir die große Schleife schließen. Nach einigen Abstechern in grüne Wadis soll es zurück in die Hauptstadt Maskat gehen. Insha’allah – so Allah will.
hallo Nikki, Hallo Michi,
eure berichte sind sehr motivirend. Ich werde, im Oktober 2014, versuchen eure routen nachzuvollziehen.
Erlaubt ihr eure tolle fotos in mein album einzubeziehen? natuerlich unter hinweis auf die autoren.
Dabke immvoraus
Miguel Louro
in Portugal