Kambodscha gehört sicher zu den schönsten Ländern, die wir auf unserer „Weltreise scheibchenweise“ bisher besucht haben. Aber das Königreich ist auch einer der ärmsten Staaten der Erde. Wir haben uns daher entschlossen, unsere Urlaubsdollars nicht nur den ohnehin schon vermögenden Hoteliers zu überlassen. Wir wollen einer armen Familie auf dem Land auch ein wenig direkt helfen. Und zwar mit sauberem Trinkwasser aus einem eigenen Brunnen. Dabei hilft uns Reise-Guide Kim Seang Le. Wir freuen uns: Schon bald muss sich eine Familie keine Sorgen mehr über die tägliche Wasserversorgung machen…
Fünf Millionen leben unter der Armutsgrenze
Kambodscha? Angkor Wat! Das sagenumwobene Weltkulturerbe ist sicher das erste, was den meisten Menschen zu Kambodscha einfällt. Und in der Tat ist das südostasiatische Land ein Traum für kulturinteressierte Urlauber: Viele schöne Tempelanlagen – auch neben Angkor – warten darauf, besucht zu werden. Daneben bietet das sonnige Königreich freundliche Menschen, saftig grüne Reisfelder, eine schmackhafte Küche, sogar Strände und in den Provinzhauptstädten ein pulsierendes Nachtleben. Doch ein Großteil der Bevölkerung profitiert kein bisschen von den rund drei Millionen Touristen, die jedes Jahr Kambodscha besuchen. Rund ein Drittel der 15 Millionen Kambodschaner lebt unter der Armutsgrenze.
Natürlich besuchen auch wir die Tempelanlagen und genießen die Annehmlichkeiten eines schönes Hotels. Doch wir interessieren uns auf unseren Reisen eben auch für die andere Seite eines Landes, abseits der ausgetretenen touristischen Pfade. Wir bitten unseren Reise-Guide Kim Seang Le, uns das Leben im Land näherzubringen. Viel Elend haben wir schon gesehen auf unseren Trips rund um den Planeten. Auch hier brauchen wir keine 30 Kilometer zu fahren, um Menschen zu finden, die unter den einfachsten Bedinungen um das tägliche Überleben kämpfen müssen. Sie wohnen in kleinen Pfahlbauten, gedeckt mit Palmwedeln. Auch die „Wände“ dieser Hütten bestehen aus Ästen und getrockneten Bananen- oder Palmenblättern. Drinnen eine schlichte Matte zum Schlafen, manchmal ein Moskitonetz. Über 170 Kinder hat das gefährliche Denguefieber im letzten Jahr das Leben gekostet. Gegen den summenden Tod neben dem Reisfeld helfen nur Netze, chemische Mückenabwehr kann sich hier keiner leisten. Schlimmer noch: Es fehlt an der Grundessenz des Lebens – Wasser.
Reiseguide Kim: Durchfall an der Tagesordnung
Reiseguide Kim geht es heute gut, er kann von seiner Arbeit im Tourismus und kleinen Trinkgeldern sich und seine Familie ernähren. Doch früher war das anders. Er erinnert sich: „Meine Eltern sind einfache Reisbauern, auch wir hatten damals keinen Zugang zu sauberem Wasser. Ich musste direkt aus dem Reisfeld trinken.“ Seine Mutter zeigt ihm, wie man mit den Händen einen einfachen Filter gegen den gröbsten Schmutz bildet. Doch die Exkremente der Wasserbüffel, Bakterien und Viren, kann man so natürlich nicht fernhalten. Kim: „Durchfallerkrankungen waren an der Tagesordnung.“ Diese Geschichten gehören für ihn der Vergangenheit an. Für die Menschen hier in dem kleinen Dorf 30 Kilometer von Siam Reap entfernt sind sie traurige Realität. Die Bewohner lächeln uns Besucher an. Sie wollen nur ein wenig Palmzucker oder selbst geflochtene Körbchen verkaufen. Niemand drängt sich auf, keiner bettelt. Bereitwillig läst man uns in die kleinen Hütten schauen. Drinnen wird nur geschlafen. Die „Küche“ besteht aus ein paar Blechnäpfen auf einem provisorischen Tisch vor dem kleinen Bau. Hier wird Reis gekocht. Mit Wasser, in dem sich Europäer nur widerwillig die Hände waschen würden.
Hilfsprojekt Brunnenbau
Kim ist ein zurückhaltender Buddhist, er macht nicht viele Worte um seine ehrenamtliche Tätigkeit. Nur zufällig erfahren wir, dass er in seiner Freizeit Brunnen für Familien baut und ihnen so Zugang zu sauberem Wasser verschafft. Es ginge ihm ja so viel besser, lächelt er leise. Da wolle er ein wenig denen helfen, die nicht so viel Glück haben. Von Brot- und Geldspenden hält er weniger: „Brot macht die Leute zwar satt, aber nachhaltig hilfreicher ist der Zugang zu frischem Wasser. Das hilft langfristig, Krankheiten zu vermeiden.“ Selbst finanzieren kann er seine Brunnen nicht. Aber wir können. Denn ein Brunnenprojekt kostet um die 200 Euro. Unbezahlbar für die Menschen hier. Für uns doch durchaus machbar. Kim: „Ich stelle ein Schild für Euch auf, das auf die Spende hinweist. Wir nennen ihn den NikkiundMichi-Brunnen.“ Auf diese Weise hat er schon ein paar Familien glücklich machen können. Zehn Jahre hält der Brunnen garantiert. Kim: „Manchmal muss man kleine Reparaturen machen. Das kostet dann einen oder zwei Dollar. Das schaffen die Leute hier.“
Wo genau der „NikkiundMichi“-Brunnen gebaut wird, wussten wir zunächst nicht. Kim würde uns informieren, sobald eine besonders bedürftige große Familie in der Gegend gefunden sei. Kim damals: „Das kann ganz schnell gehen. Dann wird gebohrt und zementiert. Ich sage jetzt schon einmal Danke im Namen der Familie, die sich sicher sehr über die Wasserquelle freuen wird.“ Mittlerweile pumpt der kleine Brunnen schon fleißig sauberes und frisches Wasser für eine Familie in der Nähe von Siam Reap. Und wir freuen uns über den „Nikki und Michi Brunnen“ in Kambodscha…
Super Reisebericht !!Hatte Kim für vier Tage als Reiseleiter in Siam Reap.