Ja, es klingt abgedroschen. Aber dennoch: prima Klima in Lima. Es ist später November. Deutschland friert. Und die Hauptstadt Perus blüht im Frühling auf. 23 Grad und zarter Sonnenschein. Lima ist unser Startpunkt einer Rundreise durch Südamerika. Peru, Bolivien, Argentinien, Brasilien – vier Länder in 15 Tagen. Speed travelling mit Nikki&Michi. Wir freuen uns auf diese etwas atemlos anmutende Reise. Hier ist unser erster Reisebericht aus Lima, Peru…
21. Stock unseres Hotels Thunderbird Principal im Stadtteil Miraflores. Beim Frühstück blicken wir auf endlosen pazifischen Ozean. Auf der anderen Seite liegt die Stadt. Wahrlich keine Schönheit aus der Vogelperspektive. Etwas schmuddelig gelber Dunst liegt über den unzähligen Betonfingern, die in tief hängende Wolken ragen. Eine Blechlawine wälzt sich durch die Straßenschluchten. Knapp neun Millionen Einwohner. Eine kleine Oberschicht, viel Armut. 38 Prozent Arbeitslosigkeit. Ein Drittel aller Peruaner lebt in Lima.
Unterwegs in Lima
Annabella lacht herzlich: „Zum Glück ist keine Rush-Hour.“ Unsere peruanische Reiseführerin will uns heute die Stadt zeigen. Wir fahren vom Miraflores Richtung Zentrum, das alte Herz von Lima.
Bevor wir auf die Cityautobahn einbiegen, sehen wir schon die Blechmassen. Die Autobahn ist ein sechsspuriger Betonkanal. Wir dümpeln mit dem zähen Fluss bunter Busse und tausender Taxis Richtung Innenstadt. „Rund 60 Prozent der Autos sind Taxis“, weiß Annabella. Viele Arbeiter verdienen sich so ein kleines Zubrot. „In den Fabriken bekommen sie nur 150 US-Dollar pro Monat. Polizisten liegen mit 200 Dollar nur etwas besser.“ Kleine Gehälter im öffentlichen Dienst – da blüht die Korruption. Annabella: „Ein Uni-Professor ist mit 1500 US-Dollar Spitzenverdiener.“ Nur die Abgeordneten des Parlaments toppen dieses Salär – 8000 US-Dollar pro Monat. Annabella schüttelt den Kopf: „Gerecht kann man das nicht wirklich nennen. Aber so ist das hier in Peru.“
Plaza Mayor (Plaza de Armas)
Das Zentrum von Lima hat schöne Kolonialbauten aus der Zeit der spanischen Eroberer. Aber viel vom Charme des alten Lima liegt verborgen hinter Mauern und reich verziertem Zedernholz. Diese Türen öffnen sich den Besuchern nur selten. Aber wir sind angemeldet im Casa de Aliaga. Dieser Kolonialpalast liegt versteckt ganz in der Nähe des Präsidentenpalastes. Der Erbauer, Jerónimo de Aliaga, war einer der Vertrauten des spanischen Eroberers Francisco Pizarro. Noch heute ist der Palast im Familienbesitz – seit 16 Generationen! Und wir haben noch einmal Glück. Der Hausherr Senor Aliaga gibt sich die Ehre. Der stolze Peruaner zeigt uns sein pompöses Esszimmer, lädt Nikki zum gemeinsamen Foto vor dem Ölgemälde im Empfangssaal – das Bild zeigt ihn selbst. Geschichte zum Anfassen. Wir schlendern noch über die Galerie des wunderbar begrünten Innenhofs. Ein kapitaler Baum, bewachsen mit vielen Aufsitzerpflanzen, ist das Prunkstück. „Hier ist immer frische Luft, hier kann ich entspannen“, verrät Senor Aliaga und zieht versonnen an seiner Zigarette. Er wünscht uns noch eine schöne Reise. Dann entschwindet er wieder in die unzugänglichen Gemächern seines Stadtpalastes.
Die Geheimgänge des Palastes bleiben uns verborgen. Bis zum Präsidentenpalast sollen die Gänge reichen. Die hätten uns heute geholfen, denn der Präsidentenpalast am Plaza Mayor (Plaza de Armas) ist stark gesichert. Annabella erfährt: „Heute kommt der chinesische Staatschef zu Besuch. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt.“ Wir flüchten vor dem Rummel aus peruanischer Polizei und chinesischem Geheimdienst in die große Kathedrale von Lima. Und steigen in die Katakomben ab. Zehntausende Menschen wurden hier begraben. Sie liegen in Massengräbern, die teilweise acht bis zehn Meter tief sind. Archäologen haben die Gebeine sorgfältig aufgeschichtet.
Das Gold der Inka
Dann sehen wir das Gold der Inka. Leider nur hinter Glas – im archäologischen Museum Limas. Die Ausstellung lohnt einen Besuch – neben den glänzenden Schmuckstücken gibt es viele Artefakte wie Tonkrüge und Stoffe aus dem Alltagsleben der Inka und der Kulturen, die vor den sagenumwobenen Inka in Peru lebten. Zum Abschied singt Reiseführerin Annabella zwei traurig-schöne Lieder aus der Geschichte Perus. Ein Ohrenschmaus, denn die sympathische Peruanerin mit indianischen und chinesischen Wurzeln ist im Hauptberuf Sängerin.
La Rosa Nautica: Grandioses Menü mit Ceviche
Dieser Tag verdient ein furioses Finale. Wir reservieren einen Tisch im Restaurant La Rosa Nautica. Unsere Quellen überschlagen sich – das beste Restaurant Limas und wohl auch Perus. Die Location ist tatsächlich einzigartig. Das Restaurant, ein prächtiger Holzbau im Kolonialstil liegt im Pazifik. Dinner über der Brandung des Ozeans – an der Steilküste Limas. Der Himmel glüht, die Wellen rollen unter den offenen Fenstern entlang. Mehr geht nicht. Doch? Wir probieren den elegant fruchtigen peruanischen Weißwein und das Nationalgericht Ceviche (marinierter roher Fisch). Und das gleich in mehreren Varianten. Elf Köstlichkeiten werden mit dem „Grande Tasting Menü“ serviert. Noch ein letztes Löffelchen des Mango-Passionsfruchtsüppchens, dann fahren wir zurück ins Hotel. Morgen geht es mit dem Flieger weiter nach Cusco – ganz in die Nähe der geheimnisvollen Inka-Stadt Machu Picchu hoch in den Anden…
Peru, Bolivien, Argentinien, Brasilien – vier Länder in 15 Tagen. Speed travelling mit Nikki&Michi.
Gespannt habe ich die Anfänge Eurer Reise verfolgt:
wann darf man auf die Reiseberichte über Bolivien, Argentinien und Brasilien hoffen?
Viele Grüße, Ann-Christine.
Liebe Ann-Christine,
tja, so ist das leider, speed travelling, aber slow blogging. ;-) Es liegen noch so viele Reisen unbearbeitet im Archiv. Wir hoffen, dass wir zeitnah die nächsten Folgen bloggen. Momentan fehlt uns einfach ein wenig die Zeit… :( Sorry und danke fürs Dranbleiben!
Schöne Grüße
Nikki&Michi