Der Walhai. Größter Fisch der Welt. Sanftmütiger Riese. Plankton-Fresser. Bis zu knapp 14 Meter lang wird der Walhai (Rhincodon typus ) und zwölf Tonnen schwer. Seit 15 Jahren ist dieses Tier ein Mythos für uns. Wir sehen ihn ständig – im TV, in Dokus, auf Internet-Videos. Nur nicht live. „Vorgestern wurden noch welche gesichtet“, „Da müsst Ihr 100 Kilometer in den Norden fahren“, „Oh, leider falsche Jahreszeit“, so hieß es immer wieder. Doch dieses Mal auf den Malediven wollten wir es wissen. Wir machen Jagd auf den größten Fisch der Welt. Bewaffnet selbstverständlich nur mit Schnorchel und Fotoapparat…
Walhai Malediven: Der größte Fisch der Welt zwischen den Atollen
Wir waren schon ein paar Mal auf den Malediven. Wir schätzen die Abgeschiedenheit, die Sonne, das warme Wasser. Und natürlich die fantastische Unterwasserwelt. Aber auch hier auf den Malediven sieht man nicht gleich Walhaie, wenn man nur den Kopf unter Wasser steckt. Diese größten aller Fische ziehen ihre Kreise auf ganz bestimmten Bahnen zu den verschiedenen Jahreszeiten. Um die Walhaie nach fünfzehn Jahren nun endlich einmal live zu Gesicht zu bekommen, haben wir deshalb eine Insel (Angaga) mitten im Süd Ari Atoll ausgewählt. Von hier aus ist man binnen einer Bootsstunde an den Außenkanten des Atolls. Hier sollen die Walhaie je nach Jahreszeit patrouillieren.

Das Team der Tauchbasis SubAqua auf Angaga hat Verständnis für unsere Vorfreude. Aber die Taucher bremsen unseren Elan – eine Walhai-Garantie gibt es natürlich auch hier nicht. Wir drängeln trotzdem nach einem baldigen Termin für eine Walhai-Exkursion. Basis-Leiter Kevin hat ein Einsehen und zwinkert: „Morgen. Wenn das Wetter stimmt“. Das Wetter stimmt tatsächlich nicht am nächsten Morgen. Wolken haben sich ins ewige Sonnenparadies gedrängt. Dicke schwere Regenwolken. Gewitterzellen ziehen am Horizont vorbei. Der Monsun-Wechsel ist jetzt Anfang Mai in vollem Gange. Wir wissen: Wenn es hier im Atoll schon so aussieht, sind die Wellen außerhalb noch einmal deutlich höher. Der maledivische Dhoni-Kapitän ist aber ebenso entspannt wie sonnengegerbt. Man könne es schon riskieren, meint er.
Auf der Suche nach dem größten Fisch der Welt
Sieben Taucher haben wir an Bord als das kleine Dhoni ablegt. Über eine Stunde stampfen wir in Richtung südliches Außenriff. Eigentlich wollen wir dann nach Steuerbord abbiegen. Aber der erfahrene Kapitän bricht schnell ab. Die Wellen sind zu hoch. Wir sehen die Brandung auf die Außeninseln zustürmen. Nein, diese Richtung ist keine gute Idee. Also drehen wir, wollen uns östlich des Außenriffs halten. Im Windschatten der Inseln. Hier brauchen wir noch mehr Glück, Walhaie zu sichten, seufzt Tauchguide Philipp. Aber der Südtiroler hat scharfe und geschulte Augen. Er bleibt auf dem Dach des Dhonis stehen, um Walhaie im Wasser ausmachen zu können. Eine Weile fahren wir mit dem Dhoni auf und ab, kreuzen den weg einiger weiterer Boote. Auch dort nur zuckende Schultern. Man hilft sich hier gegenseitig. Wer einen Walhai sichtet, sagt Bescheid.

Ab ins Wasser – Auge in Auge mit Walhaien
Bescheid! „Walhai, Walhai!“ Gut, dass wir die Schnorchel-Ausrüstung bereits angelegt haben. So schnell waren wir noch nie im Wasser. „Da, da, da!“, schreit Philipp vom Dach des Dhonis. Er deutet permanent in die Richtung des Walhais, denn im Wasser hat niemand einen Überblick, wo sich das Tier gerade befindet. Maske unter Wasser und – da ist er! Der Walhai. Sanfter Riese. Größter Fisch der Welt. Obwohl wir dieses Exemplar auf maximal sechs Meter schätzen, sind wir tief beeindruckt von der Ruhe, die dieser Fisch ausstrahlt. Er lässt sich von unseren hektischen Flossen überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und filtert weiter Meerwasser durch die Kiemen. Walhai beim Lunch – beim Filtern bleibt das Planktion hängen. Lieblingsspeise der Walhaie. Neuste Berichte sagen aber auch, dass Walhaie kleine Thunfische verputzen, wenn sie diese zu fassen bekommen.
Eine schöne Ehrenrunde dreht der „kleine“ Walhai. Er begutachtet die Menschen um sich herum, dreht sich noch einmal in der Manege des flachen Riffdachs und lässt sich von allen Seiten filmen. Dann macht er zwei entspannte Flossenschläge und entschwindet in das Tiefblau des Indischen Ozeans.

Noch ein Walhai in Sicht!
Wir können unser Glück noch kaum fassen, als Dhoni-Crew und Philipp schon wieder schreien. Der Südtiroler Tauchlehrer hat den nächsten Walhai entdeckt. Viel größer ist dieser! Knapp neun Meter schätzen wir hinterher gemeinsam. Großartig, fantastisch, diese Begegnung mit dem gepunkteten Riesen. Auch er „speist“ gemütlich sein Plankton. Auch wenn seine Bewegungen unfassbar langsam und ruhig aussehen, wir haben Mühe dranzubleiben. Hartnäckiges Wassertreten mit sehr guten Geräteflossen – es hilft nichts. Der Walhai bewegt sich mühelos viel schneller als wir in den Schnorchel keuchen können. Bye, bye Du wundersames Geschöpf.

Mittagessen an Bord des maledivischen Bootes. Das Dhoni schaukelt draußen vor der Brandung einer der Inseln am Außenriff des Süd Ari Atolls. Wir sind glücklich und zufrieden, planen aber noch zwei „echte“ Tauchgänge mit Pressluft hier am „Outer Reef“. Die Tauchgänge sind fantastisch. Schildkröten, Riffhaie, Oktopusse, Schwärme, Barsche. Aber immer wieder ertappen wir uns beim Blick ins Blau. Doch ein weiterer Walhai taucht nicht auf. Erst nach dem zweiten Tauchgang schnarrt der Dhoni-Käptn: „Under the boat! Now!“ Wir springen nochmal ins warme Blau und sind gesegnet: Der dritte Walhai an einem Tag zieht friedlich unter dem Boot entlang.
Wir können ihm nicht lange folgen. Er schwimmt hinaus ins Blaue. Sein Ziel vor Augen. Wir haben unser Ziel erreicht. Einmal tauchen mit dem größten Fisch der Welt. Einmal Auge in Auge mit Rhincodon typus, dem Walhai. Wir spüren tiefes Glück. Und sind froh, dass wir noch mehr Ziele auf hoffentlich vielen weiteren spannenden Reisen haben…
Super Bericht über ein phantastisches Erlebnis. So haben wir es mit euch zusammen auch empfunden, Ihr habt genau die richtigen Worte dafür gefunden. Wir wünschen euch noch viele tolle Erlebnisse dieser Art!
Karen + Oliver
Hej Karen und Oliver,
wir würden uns freuen, wenn wir noch einmal gemeinsam die Flossen auspacken. Das waren großartige Erfahrungen auf Angaga! Wir sind gespannt, wo wir uns wieder treffen! :)
Schöne Grüße!
Nikki&Michi