Wir wachen früh auf. Kurz nach 6 Uhr ist die Nacht zu Ende. Wir müssen hoch. Gespannte Ruhe. Die Walker Bay glitzert in der Morgensonne. Da draußen soll er warten. Irgendwo in der Shark Alley vor Dyer Island. Verschrien als das Monster der Ozeane. Sein Name löst eine Urangst bei vielen Menschen aus. Tatsächlich ist er der größte Räuber der Erde – der Weiße Hai. Wir wollen den bedrohten Fisch heute aus der Nähe sehen. Und Michi will mit ihm tauchen. Auge in Auge mit dem Großen weißen Hai – im Käfig…
Der Große Weiße Hai vor Gansbaai
Gansbaai ist zwar nur ein kleines Fischerdorf in Südafrika. Aber ein ganz besonderes. Denn kaum sonst irgendwo auf der Welt ist es so gut möglich, den Weißen Hai (Carcharodon carcharias) zu beobachten. Wir machen unseren Trip zusammen mit „Shark Diving Unlimited“. Ein erfahrenes Team in Sachen Haiforschung. Besitzer Mike Rutzen tauchte sogar schon ohne Käfig mit den Großen Weißen, die Aufnahmen gingen um die Welt. Die Crew drehte schon Filme mit National Geographic und Discovery Channel. Heute ist Rutzens Bruder Frank Rutzen als erfahrener Biologe mit an Bord. Seit 14 Jahren studiert er die vom Aussterben bedrohten Tiere.
Der Käfig für die Weisshai-Beobachtung wird klar gemacht
Die See hier draußen ist oft rauh und immer kalt. Kalte Luftströmungen aus der Antarktis sorgen für meist ungemütliche Verhältnisse. Doch heute strahlt die Sonne, die Wogen aber gehen hoch. Kein Gewässer für Anfänger. Frank Rutzen steuert die Barracuda aber sicher zur Hai-Allee, der Shark Alley vor Dyer Island. Hier in den Strömungen fühlen sich die Weißen Haie wohl. Und die Robbenkolonie mit 50.000 Tieren auf Dyer Island sorgt für paradiesische Nahrungsverhältnisse.
Fischabfälle – der Köder für den Weißen Hai
Bereits nach 15 Minuten beginnen die Vorbereitungen. Zerstückelte Köderfische, Thun und andere, werden mit Wasser vermatscht. Die stinkende Brühe wird als Spur ins Meer gekippt. Unwiderstehlich für die Haie. Eine dicke Leine wird mit Fischkörpern bestückt. Das Lockmittel ist so groß wie ein menschlicher Oberkörper. Platsch! Die Leine geht über Bord. Auch der Anker sitzt. Warten. Die Wellen sind amtlich hoch. Zum Glück wird keiner seekrank. Nochmal Platsch. Der Käfig wird ins Wasser gelassen. Bis zu sechs Menschen sollen hier Platz haben. Michi zwängt sich in den Tauchanzug.
Shark! Der erste Weiße Hai kommt nach 30 Minuten
Gespannte Ruhe an Bord. Die Taucher sind in den Anzüge. Kameras bereit. Nikki hat Foto und Film übernommen. Keine Lust ins 13 Grad kalte Wasser zu springen. Deswegen hier Michis Reisebericht von der Begegnung mit dem Großen Weißen Hai:
„Seit Jahren träume ich von dieser Begegnung. Bei unseren Tauchgängen in aller Welt freue ich mich immer auf Haibegegnungen. Doch der Große Weiße ist ein Traum. Ich hoffe, er lässt sich heute blicken. Die Fischabfälle rieche ich nicht. Die Wellenbewegungen bemerke ich kaum. Der nasse Neoprenanzug sitzt schlecht, ein Schuh ist zu groß, egal. Warten. Dann ein Schrei! „Shark!“ Und Frank Rutzen ruft: „Divers geht ready!“ Noch nie hatte ich so schnell die Maske auf. Ich hüpfe fast in den Käfig, die anderen vier gleiten hinterher. Das Wasser ist Eis. 13 Grad sagt mein Tauchcomputer. Egal. „Shark from your right!“ Ich habe noch keine Kapuze auf, tauche ab. Kamera im Anschlag. Da! Mann, ist der groß. Und doch noch ein Halbstarker. Dreieinhalb Meter hat der Bursche. Die Rückenflosse leicht verletzt. Tiefe Narben am Torpedokörper.
Das Auge ist tiefschwarz. Schwärzer als die Nacht. Er grinst ein lippenloses Grinsen. So habe ich es mir vorgestellt. Keine Armlänge entfernt patrouliert der Große Weiße Hai an mir vorbei. Im Schneckentempo. Er muss keine Angst haben. Er kennt keine. Ist vorsichtig. Aber nie ängstlich. Neugierig. Gierig. Bei der dritten Runde schnappt er wie beiläufig, fast lustlos nach dem Köder. 30 Zentimeter vor meinen Augen öffnet sich der beeindruckende Schlund. Die Zähne flößen Respekt ein. Das dunkle Auge noch mehr. Angst habe ich keine. Ich bleibe hier. Die anderen Teilnehmer neben mir wechseln, tauschen. Ich fühle keine Kälte. Nikki ruft von oben. „Komm mal raus. Mit Deinen zitternden Händen kannst Du Sahne schlagen.“
Nur noch kurz. Noch einmal. Ich tauche ab. Er dreht wieder eine Runde. Diesmal von links. Majestätisch. Ich will noch mehr von oben sehen. Ich komme kaum aus dem Käfig. Oben zittere ich mich warm. Und beobachte den Hai…“
Ein zweiter Weißer Hai taucht auf!
Wow! Was für ein Geschoss. Der zweite Torpedoschatten ist da. Die Flosse schneidet das Wasser. Rank Rutzen erklärt: „Sie beobachten das Objekt des Interesses mit verschiedenen Verhaltensmustern. Dieser hier dreht seine Runden knapp unter der Oberfläche.“ Der zweite Weiße Hai ist deutlich größer, misst fast 4,5 Meter. Auch er umkreist das Boot. Immer wieder schwimmen sie auf den Köder zu, schnappen danach. Die Crew zieht den Leckerbissen im letzten Moment vor dem Käfig vorbei. Unvergessliche Eindrücke für die, die unten hinter Gittern warten.
Zwei Stunden später holen wir die Leinen ein. Andere Boote sind aufgetaucht, wollen auch ein Stück vom bissig weißen Glück. Die Crew von Shark Unlimeted Diving (auch Prinz Harry, Brad Pitt und der König von Jordanien fuhren hier schon mit) weiß genau, warum sie vor allen anderen ausläuft… Frank Rutzen steuert die 42 Fuß lange Barracuda direkt in den Hafen und auf den Traktor-Trailer, der das Schiff samt Besatzung und Passagieren rumpelnd an Land befördert. Danach gibt’s heiße Suppe, leckere Häppchen und die spannende Video-Auswertung. Tauchen mit dem Weißen Hai in Gaansbai – danke Shark Unlimited Diving!
Das Video vom tauchgang im Käfig zeigt: Der Große Weiße Hai ist keine blutrünstige Fressmaschine, kein Menschenkiller. Der Große Weiße Hai zeigt sich bedächtig, vorsichtig und ist nur an Fischfutter interessiert. Das angebliche Monster der Meere hat unseren Schutz verdient. Denn der Große Weiße Hai ist von Aussterben bedroht. Die Haie bedrohen nicht uns. Wir bedrohen die Haie.
Mittags fürstlich speisen im Marina in Hermanus
Das Marina in Hermanus ist das beste Haus am Platze. Ein Hotel der Relais&Chateau-Kette. Wir lenken den staubigen Honda auf das vornehme Gelände. Der Pförtner verspicht sofort, den Wagen zu waschen. Unglaublich. Es ist erst mittags. Und wir fühlen uns, als ob der Tag schon 24 Stunden gehabt hätte. Jetzt sitzen wir vor teuren Lunchkarten und lassen und von einem aufsässig-rotzigen Kellner bedienen, der offensichtlich findet, dass zwei Traveller nicht in sein schönes Ambiente passen. Wir verwirren seine Sinne, bestellen ausladend und opulent. Nehmen den Cappuccino in der edlen Lounge. Mit Blick auf die Bucht, in der zwischen August bis November so viele Wale schwimmen, dass man kaum dran vorbeischauen kann. Der Kellner bekommt ein knausriges Zwangstrinkgeld. Kollege Pförtner am Eingang ein fürstliches. Der Wagen blitzt.
Pinguine am Stony Point, Kleinmonds Traumstrand
Weiter geht’s über die angrenzenden Buchten wie Gordon’s Bay und Betty’s Bay zum Stony Point. Hier watschelt eine Pinguin-Kolonie durch die felsige Landschaft. Kelp wiegt sich im kalten Gewässer. Weiter geht’s an der Küste. Die Richtung ist beunruhigend: Cape Town. Der Kreis schließt sich. Unsere Rundreise neigt sich dem Ende. Kleine Seufzer mischen sich in das Entzücken über den Traumstrand in Kleinmond. Wir genießen die Szenerie eine Weile, machen uns dann auf den Weg über den Pass. Der Wind ist unglaublich stark. Das Auto wackelt. Die Wellen laufen an den Strand, die Kämme werden von den Böen in die andere Richtung gerissen. Gigantische Gischtwolken fetzen kilometerweit über das Wasser. Der Blick über die False Bay ist so fantastisch, dass wir an fast jeder Haltebucht stoppen. Über Somerset West laufen wir in Kapstadt ein. Wir essen im Paranga in Camps Bay. Absolut hipper Schuppen. Zum Glück geschützt. Denn der Wind brettert derart über den Tafelberg, dass das Wasser aus den umliegenden Pools geweht wird. Noch nie gesehen. Unser Abend endet im Protea President. Ein großes Hotel. Teuer. Aber ohne Seele. Das Zimmer ist großzügig. Wir schlummern in den blitzweißen knisternden Laken auf der Stelle weg. Morgen ist der vorletzte Tag.
Anfragen, die uns zu unseren Reisen erreichen, beantworten wir gern! Wie diese:
FRAGE:
Sie haben in Südafrika in Gansbaai mit weißen Haien getaucht. Ich habe hierzu eine Frage: Hat der Veranstalter Sie am Hotel abgeholt oder sind Sie selbst dorthin gefahren? Wo haben Sie davor übernachtet? Wir planen gerade unsere Südafrika Tour und wären für die Info sehr dankbar.
ANTWORT:
wir haben unsere Tour komplett selbst mit dem Mietwagen gemacht. Wir hatten ein Paket an Hotelgutscheinen (Free&Easy Voucher), mit dem man bei unzähligen Hotels, Lodges und Gasthäusern übernachten kann. Man muss sich dazu 48-12 Stunden vor Ankunft mit dem jeweiligen Hotel in Verbindung setzen, um Vakanzen zu checken. Das funktioniert sehr einfach und problemlos. In diesem Gutscheinheft sind die Hotels (unseres Wissens über 300) alle mit Nummern aufgeführt. So auch die Herberge in Gaansbai, ein einfaches Gasthaus:
http://www.airedelmar.co.za/
Gaansbai ist extrem klein. Vom Gasthaus kann man problemlos zu den meisten Weißhai-Touranbietern laufen. Ich kann unseren Touranbieter wärmstens empfehlen (auch uns wurde er empfohlen). Die Besitzer sind alte Hasen im Geschäft und laufen meist vor allen anderen Schiffen aus. Außerdem unschlagbar: Sollte kein Weißer Hai gesichtet werden, bekommt man einen Gutschein- und darf kostenlos nochmal raus! Der Gutschein ist übertragbar und kann auch zu Hause an andere Reisenden weitergereicht werden, sollte man aus zeitlichen Gründen keinen zweiten Trip machen können. Hier ist der Touranbieter „Shark Diving Unlimited“ für den Weißen Hai zu finden: http://www.sharkdivingunlimited.com/