Die Kobra reckt ihren Hals, bläht sich in der typischen Abwehrgeste. Ohrenbetäubendes Tröten aus orientalischen Musikinstrumenten. Das Publikum staunt mit aufgerissenen Augen. Direkt daneben klappern Wasserverkäufer mit metallischen Kastagnetten. Das begehrte Nass transportieren sie in für Desinfektionsfanatiker herpesauslösenden Ziegenbäuchen. Gaukler tanzen wie Derwische, locken Schaulustige. Geschichtenerzähler zischeln ihre Märchen im Schein der Gaslampen verschwörerisch in die Runde ihrer Zuhörer. Weißhaarige Wüstensöhne in wallenden Gewändern salben Kranke mit undefinierbaren Mittelchen. Der Platz bebt. Alles läuft durcheinander. Tausende drängen sich, atmen die verführerischen Gerüche aus Garküchen und Würgereiz treibenden Abfällen. Junge Marokkaner pressen Hunderten Orangen die süße Seele aus dem fruchtigen Leib, winken im Akkord Durstige heran. Klebrig süßer Minztee wird im hohen Bogen kunstvoll in kleine Gläser gegossen. Eine gigantische Sterne trübende Dunstwolke aus Grillduft wabert über den Platz. Djemaa el-Fna. Der Platz der Gehenkten. Seit Hunderten Jahren Herz der Wüstenmetropole Marrakesch.
Marrakech – diese Wüstenstadt in Marokko gleicht keiner anderen
Schon bei der Ankunft am Flughafen von Marrakesch müssen Besucher Ihr Talent unter Beweis stellen. Ohne Verhandlungsgeschick werden hier sonst rund 50 Euro für den Taxifahrer fällig, ein unverschämt teures Vergnügen. Umgekehrt ist es viel günstiger. Wer wieder abfliegt, hat in der Regel die Grundkenntnisse im Feilschen verstanden – die Fahrt kostet dann keine 20 Euro mehr. Wildes Hupen, Drängelei – wir lassen uns nicht beirren. Der Taxifahrer stöhnt, grummelt etwas von Familie ernähren, Preise sind so wie sie sind und vieles mehr. Fünf Minuten später dreht er immer wieder den Kopf Richtung Flughafen-Ausgang. Er wünscht sich wohl ungeübtere Gäste. Beim Gezerre um den Koffer an den Heckklappe gibt er nach.

Die Fahrt wird massiv günstiger. Und nach einigen Minuten ist der Groll über unsere Hartnäckigkeit verfolgen… Das uralte Taxi schaukelt knarzend durch ein großes Tor in der Stadtmauer. Wir sind in der Kasbah angekommen, der Innenstadt von Marrakesch. Hier liegt unser Hotel, das Sultana. Hinter der abweisenden hohen Fassade in einer kleinen Seitengasse vermutet niemand Pomp und Luxus wie aus 1001 Nacht. Und denau das ist das Prinzip der Riads. Ein Riad(abgeleitet vom arabischen „Garten“) ist ein Palast oder Wohnhaus mit nach innen gerichteter Bauweise. Im Zentrum befindet sich ein Garten oder Innenhof. Hier spielt sich das Leben hinter dicken Mauern ab. Mit viel Schutz und Privatsphäre. Wir staunen: Viele kleine Gänge führen in verschiedene Innenhöfe. Einer schöner gestaltet als der andere. Es gibt mehrere Stockwerke, verbunden durch enge Treppen, Gänge und Galerien mit offenen Räumen. Unser „Zimmer“ ist eher eine Wohnung. Wir spüren die märchenhafte Gegenwart des Orients, als unsere Gastgeber süße Küchlein und heißen Tee reichen.
Quirlige Souks und prächtige Paläste

Eine Woche lassen wir uns treiben durch Marrakech. Unsere Streifzüge starten meist auf dem zentralen Platz Djemaa el Fna. Von hier aus kann man in die quirligen Souks eintauchen. Wir besuchen den Färberhof mit seinen bunten Stoffen, können drei Quergassen weiter kaum mehr atmen – die Hühner im Geflügelviertel wirbeln zu viel Staub und Federn auf. Die Moscheen lassen sich nur von außen betrachten, Zutritt für Nicht-Muslime verboten. Glücklicherweise kein Problem für uns, wir haben im arabischen Raum schon viele prächtige Moscheen gesehen. Dafür besuchen wir die Saadier-Gräber mit dem Mausoleum aus dem 16. Jahrhundert. Ein wunderschön verziertes Monument mit viel Carrara-Marmor. Wenn die Füße müde werden, winkt man sich am besten eine Kalesch heran.

Die Kutsche ist ein romantisches Fortbewegungsmittel mit bester Rundumsicht. Wir zuckeln damit durch Alt- und Neustadt von Marrakesch, fahren bis zum Jardin Majorelle. Dieser wunderschön gestaltete Garten wirkt eher wie eine Oase. Der Modeschöpfer Yves Sait Laurent verliebte sich schon in den 1950er Jahren in die Anlage, machte einen Prachtgarten mit Kakteen, Palmen und Lotusblüten daraus. Auch die Paläste wie der Bahia-Palast und El-Badi sind unbedingt einen Besuch wert.
Zum Abschluss unserer Reise gibt es dann noch einmal Luxus pur – wer einmal im Royal Mansour genächtigt oder gegessen hat, vergisst dieses Erlebnis nocht so schnell. Nikki hat in Ihrem Blog bereits ausführlich über den Besuch im Royal Mansour in Marrakech berichtet.
Unsere Reisereportage Marrakesch gibts auch als kleines Video, oben auf dieser Seite. viel Spaß beim Schauen!
Schön erzählter Reisebericht über eine farbenfrohe, lebendige Stadt! Es hat richtig Spaß gemacht zu lesen :) Danke dafür, dass du die richtigen Worte findest & diese mit uns teilst.