Wir starten früh von Nizwa nach Bahla zum Tiermarkt. Hier schluckt uns das arabische Alltagsleben. Wir wollen das alte Fort von Jabrin besuchen, danach das alte al-Hamra erkunden und weiter auf den Jebel Shams, den höchsten Berg Omans. Reisebericht Oman, Tag 3.
Ursprünglich: Tiermarkt in Bahla
In Bahla ist Tiermarkt. Auf einem Marktplatz stehen dicht gedrängt Männer in ihren weißen Gewändern (Dischdaschas) mit den traditionellen Kopfbedeckungen (Kummas) im großen Rund um einen alten Baum. In der Mitte führen andere Männer Ziegen vor. Sie laufen immerzu im Kreis und preisen ihre Tiere lautstark an. Alles ruft, lacht, drängt handelt, winkt ab, zahlt oder schaut nur fachkundig. Im Hintergrund halten sich einige schwarz gewandeten Frauen. Sie sind komplett verhüllt, tragen eine schwarze Maske vor dem Gesicht. Diese traditionelle Kleidung der Wüstenfrauen unterscheidet sich ein wenig von den Burkas der übrigen arabischen Welt. Touristen gibt’s hier kaum. Wir fallen schnell auf, werden immer wieder freudig begrüßt. Die Menschen hier sind unglaublich freundlich – noch mehr, wenn man mit einigen Brocken Arabisch antwortet.
Neben dem Ziegenmarkt in Bahla liegt der quirlige Teil mit frischem Gemüse, dahinter die Fischhalle. Hier sieht’s aus wie im Krieg: der Boden voller Blut, auch hier wird viel gehandelt, gerufen. Große Barrakudas glotzen mit totem Blick an die Decke, ausgeweidete Gelb-Flossen-Thunas werden mit Schubkarren zum Käufer transportiert. Dazwischen Brassen-Schwärme auf den nackten weißen Fliesen. Junge Männer nehmen die Fische aus. Um 9.30 Uhr ist der Spuk wie auf Kommando vorbei. Nur die Gemüse-Männer lassen sich ein wenig mehr Zeit mit dem Einpacken.
Das stolze Fort von Jabrin
Wir bestaunen noch das Fort der Wüstenoase Bahla – Hisn Tamah, UNESCO-Weltkulturerbe. Leider nicht von innen zu besichtigen, Dauerbaustelle. Wir trösten uns neun Kilometer weiter. Hier steht das Wüstenfort von Jabrin, einst als Schloss erbaut. Tausend kleine und große Räume, die dicken Wände kühlen. Draußen stürmen rund 30 Grad Celsius gegen die Festung. Vergeblich. Der Abstecher nach Jabrin ist es wirklich wert. Das Fort wird gerade restauriert. In vielen Zimmern gibt es alte Gegenstände zu sehen, die Einrichtung wächst, alles macht einen authentischen Eindruck.
Museum in Al Hamra (al-Hamra)
Weiter nach al-Hamra. Im alten Ortsteil gibt es einen verlassenen Souk, die aus Lehm gebauten Gebäude verfallen langsam. Der Ort atmet Geschichte, das kleine Museum Bait al-Safah nebenan bringt uns diese noch näher. Wir werden durch ein altes omanisches Haus geführt. Frauen mahlen Mehl mit der Hand, produzieren Pistazienöl und backen Brot auf dem offenen Feuer. Khobs Rakhal heißt das Brot, dass wie Crêpes gebacken wird – zart und dünn wie ein Schmetterlingsflügel. Wir sitzen im schönsten Raum des Hauses und trinken frischen orientalischen Kaffee. Mit Safran und Kardamom. Dazu gibt es honigsüße Datteln aus dem angrenzenden Palmenhain und Halwa, einer beliebten Süßigkeit hier im Oman.
Jebel Shams: Der höchste Berg in Oman
Genug geruht, wir starten durch. Rauf auf den Berg. Der Jebel Shams ruft. Mit 3009 Metern höchster Berg im Oman. Zuerst Asphalt, dann Piste, wir loben unseren Nissan Patrol. Er spult die Serpentinen runter wie nichts. Wir sind schnell oben am Aussichtspunkt. Und schauen lange in die gähnende gigantische Schlucht. Demütig blicken wir auf den „Grand Canyon“ des Oman. Spektakulär. Gegenüber liegt der eigentliche Gipfel des Jebel Shams. Wir fahren noch ein Stück weiter zum Camp. Camp – das ist eigentlich eine Untertreibung. Hier gibt es zwar noch fest installierte Zelte, aber auch bereits süße kleine Bungalows. Ganz romantisch. Diese Unterkunft gefällt uns viel besser als das Hotel in Nizwa gestern.
Die Sonne versinkt glutrot hinter den Gipfeln. Abends essen wir uns am sehr leckeren arabischen Buffet satt und schlendern noch um ein paar Felsen. Der Sternenhimmel hat sein schönstes Kleid übergeworfen. Fantastisch, kaum Schwarz zwischen den Abermillionen blitzenden Nadelköpfchen. Die Milchstraße leuchtet uns den Weg in die Nacht…