Schnitt! Szenenwechsel. Wir haben Lima, die Hauptstadt Perus, hinter uns gelassen. Kurzer Flug von Lima nach Cusco. Von der Küste in die Anden. Von der Ebene in die Berge. Viele haben uns vor der Höhe gewarnt. Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Schlimmeres. Wir arbeiten präventiv – mit Coca-Tee (Mate de Coca), Koffein, Aspirin und sogar Coca-Bonbons. Auf dem Weg von Cusco über Aguas Calientes nach Machu Picchu. Reisebericht Peru, Tag 2…
Atemberaubend schön – der Markplatz von Cusco
Die Andengipfel verstecken sich züchtig hinter blütenweißen Wolken. Der Flieger setzt sanft auf. Cusco. Die frühere Inka-Hauptstadt verstand sich als Nabel der Welt. Und auch heute noch lebt hier eine ganz andere Kultur als in Lima. Die indianischen Verkäufer auf dem Marktplatz (Plaza de Armas) sprechen spanglisch – eine Mischung aus Spanisch und Englisch mit den Touristen.

Mit ihren Kollegen unterhalten sie sich auf Quechua. Der Platz ist atemberaubend. Kolonialgebäude säumen den wunderschönen Platz. Die mächtige Kathedrale (Catedral) ist ein Blickfang. Sie wurde auf dem Fundament eines Inka-Palastes gebaut. Überhaupt sind die indianischen Ursprünge überall sichtbar – viele Mauern stammen aus der Inkazeit, wurden als Teil neuer Gebäude verwendet. Viele Gebäude hier sind einige Hundert Jahre alt. Die schöne Iglesia Jesús María gehört mit ihren 250 Jahren schon zu den jüngeren Bauten.
Tief atmen – Cusco liegt 3400 über dem Meeresspiegel
Die Sonne feuert. In dieser Höhe (Cusco liegt auf 3400 Metern über dem Meeresspiegel) ist ihre Kraft besonders intensiv. Wir schützen die Köpfe und atmen tief. Walter, unser peruanischer Führer mit dem deutschen Namen, kommt aus Cusco. Er warnt: „Alles schön langsam machen. Tief atmen. Und Coca-Tee trinken. Sonst schlägt die Höhenkrankheit zu.“ Wir schlürfen den heißen Mate de Coca –schmeckt wie Kamillentee mit einem Hauch Heu. Nicht schlecht. Hübsche Frauen aus den Anden in bunter Landestracht lächeln die Touristen an, einige haben Lämmchen oder kleine Alpakas auf den Armen. Sie stellen sich alle gleich vor: „One picture. One Soles.“ Der Nuevo Sol ist die Landeswährung Perus, ein Nuevo Sol entspricht rund 25 Eurocent.
Sacsayhuamán: Besuch der alten Inka-Stätte

Unser Minibus windet sich die Hänge hinauf. Die roten Dächer Cuscos leuchten in der Sonne. Wir verlassen das Andental Richtung Sacsayhuamán einer imposanten Inka-Stätte. Langsam schlurfen wir über das grüne Gras an den Ruinen und gigantischen Felsen (der schwerste Stein wiegt 155 Tonnen) vorbei. Unfassbar, wie die Inka, dieses Gestein behauen und bewegt haben. Das Atmen fällt uns in dieser Höhe tatsächlich etwas schwerer, ein leichter Schwindel warnt, wenn wir schneller werden. Die schwarzen Felsklötze sind ästhetisch zusammengesetzt, kein Mörtel notwendig, alles passt millimetergenau. Die Steine sind alle bauchig geformt, sorgen so für eine plastische Anmutung schon aus weiter Ferne. Walter erklärt: „In vielen Reiseführern steht noch, dass Sacsayhuamán eine Festung war. Das stimmt aber nicht, dieser Ort war eine Kultstätte, eine Tempelanlage.“ Die Anlage sieht aus der Luft aus wie ein liegender Puma – verblüffend.
Peruanische Schulkinder umringen uns. Sie kommen aus den hohen Anden, ihr Dorf liegt auf 4800 Meter. Sie bestaunen uns, wollen unbedingt mit uns fotografiert werden. Selbst die erwachsenen Begleiter reichen Michi gerade bis zur Brust. In Deutschland ist Michi mit 1,91 Meter groß. Hier ist er ein Leuchtturm. Alemania? Die jüngeren Kids rätseln, wo dieses Land wohl liegt. Immer mehr Jugendliche wollen für das Ausflugsalbum mit uns posieren. Foto-Orgie wie auf dem roten Teppich, dann fahren wir weiter entlang des Urubamba-Tals Richtung Ollantaytambo. Dort sollen wir in den Zug umsteigen, nach Aguas Calientes fahren. Der letzten Station vor der sagenumwobenen Inka-Stadt Machu Picchu.
Durch die Anden nach Ollantaytambo

Gletscher ziehen am Fenster vorbei. Die Anden sind insgesamt 7500 Kilometer lang – der Rücken Südamerikas. Höhere Gipfel gibt es nur im Himalaya. Die Landschaft ist braun-grün gefleckt. Die fleißigen Menschen hier betreiben Landwirtschaft, leben ein Leben wie vor Jahrhunderten. Einfache Lehmhütten sind ihr Zuhause. Die Felder werden per Hand bestellt, mühsam mit Hacken umgegraben. Ab und zu sehen wir einen Ochsen, der einen Pflug zieht. Kartoffeln sind hier beliebt – über 3200 Sorten soll es in Peru geben. Die Spanier brachten den Erdapfel von ihren Eroberungszügen nach Europa und in die Welt.
„Kriminalität gibt es hier oben kaum“, freut sich unser Reiseführer Walter. „Die Menschen sind weit zufriedener als vor 20 Jahren, die Wirtschaft läuft, hier in der Region um Cusco ist die Arbeitslosigkeit nicht sehr hoch. Die Baubranche boomt.“ Er berichtet noch von den Vorzügen der Privatisierung, die alles besser mache, ausländische Investoren brächten Geld. Dann kneift er die Augen zusammen: „Es wird nur alles ein wenig teuer, wie etwa der privatisierte Flughafen.“ Über die massiv negativen Folgen der Globalisierung für viele Schwellenländer ist hier nicht viel bekannt. Noch herrscht Aufbruchsstimmung. Wir denken an die verzweifelten Menschen in Ägypten von einer unserer letzten Reisen. Privatisierung und ausländische Investoren eroberten die Märkte, zogen derart die Preise an, dass viele Ägypter kaum noch ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Eine unheilige Saat für politische Populisten und Fundamentalisten…
Ollantaytambo. Wir sind am kleinen Bahnhof der Anden-Schmalspurbahn angekommen. Der blaue Zug schnauft. Ein paar Händevoll Menschen steigen ein, dann rumpeln die Wagons los. Die Fahrt ist romantisch, die Gleise führen immer entlang des wilden Gletscherflusses Rio Urubamba. Links und rechts des Gleisbettes erheben sich schroffe Felsen in beeindruckende Höhen. Eine Stunde und 30 Minuten laden wir unsere internen Speicher mit Panflöten aus den Zuglautsprechern auf. Die sanften Klänge passen tatsächlich perfekt zu Kulisse und dem monotonen Rattern der Räder.
Aguas Calientes – Cocablätter steigern die Ausdauer

Die Landschaft wird immer grüner, Bromelien und andere Aufsitzerpflanzen machen das Dickicht zu einem Dschungel. Aguas Calientes („Heißes Wasser“, wegen der ebensolchen Quellen) liegt auf 2060 Metern. Es ist etwas schwül in dem quirligen Andenort mit einem bunten Markt voller Textilien und Handwerk. Wie ein kleiner Ort im Wilden Westen ist Aqua Calientes entlang der Bahnschienen gebaut. Touristen, Traveller, Naturliebhaber, Wander verteilen sich in den Gassen der Ortschaft kurz vor Machu Picchu. Wir bummeln durch die ursprüngliche kleine Markthalle. Bei einer alten Indianerfrau kaufen wir einen großen Beutel Coca-Blätter, dazu ein graues Bällchen Pottasche (aus dem Getreide Quinoa, auch Kinoa genannt). Wir lassen uns die Anwendung des uralten Stärkungsmittels zeigen. Eine Handvoll Blätter mit einem bisschen („poquito“) Kalk mischen, in den Backentasche schieben… Die Cocablätter sollen Kälte und Hunger erträglich machen (wohl nicht unser Problem) – die Ausdauer steigern und vor allem der Höhenkrankheit vorbeugen.
Kurzes und leckeres Dinner im schönen Hatuchay Hotel. Wegen der Höhe soll man auf Alkohol verzichten, wir entscheiden uns deswegen für (nur) ein Glas Champagner, schlemmen Alpaka-Fleisch und goldgelbe Kartoffeln. Morgen halten wir uns wieder an die Regeln der Höhenluft. Es geht frühmorgens nach Machu Picchu, der geheimnisvollen Gebirgsstadt der Inka…
Hallo
habe den Bericht gelesen und finde ihn sehr gut verfasst. ich möchte Euch fragen ob ihr mir den Namen von Walter angeben könnt? heisst er „Cuchitapa“ oder ähnlich. Suche ihn seit längerem,er hat eine Galerie in Cusco.
Danke Ursula
Hallo Ursula,
wir wissen leider auch nur den Vornamen, mehr nicht. Das hier ist unser Reiseguide Walter: http://www.nikkiundmichi.de/wp-content/gallery/machu-picchu-peru/machu-picchu-08.jpg Sorry, dass wir Dir nicht wirklich weiterhelfen können…
Schöne Grüße
nikki&michi