Da ist er. Der „Einmal im Leben“-Schuss. So oft erträumt. Nie verzweifelt. Weiter gehofft. Exakt 100 Tauchgänge hat es gedauert. Die Krönung zum Jubiläum. Mitten im Pazifik. Der Manta schwebt elegant über meinen Kopf hinweg. Atemberaubend. Einfach. Schön.
„Noch einen!“ Das hatten wir uns am Nachmittag versprochen. Nur noch einen. Vier Tauchgänge am Tag, das schlaucht ganz schön. Aber diesen einen wollten wir noch machen. Ein Jubiläumstauchgang. Im „German Channel“. Einem Tauchplatz in Palau.
Dieser kleine Inselstaat liegt im Pazifik, hat nur rund 17.700 Einwohner. Und doch ist Palau eine der schönsten Destinationen für Taucher. Die Vielfalt an Flora und Fauna unter Wasser ist einfach unschlagbar.
Also gut, noch einen, seufzen wir beide innerlich. Dann tauchen wir ab. Die Sicht ist mäßig. Trotz der einsetzenden Flut. Eigentlich nicht so toll für Taucher. In diesem Fall aber doch. Denn das leicht trübe Wasser enthält. Plankton. Unzählige Kleinstlebewesen. Der Start der Nahrungskette im Ozean. Und Lieblingsspeise der Mantas.
Manta im Anflug
Wir schlagen mit den Flossen, sinken auf rund 20 Meter Tiefe. Es geht in Richtung“ Putzerstation“. Hier im German Channel kommen häufig Großfische vorbei und lassen sich die Parasiten von kleinen Putzerfischen wegknabbern. Mantas gehören zu den regelmäßigen Kunden dieses pazifischen Schönheitssalons.
Doch wir kommen gar nicht bis zur Station. Ein kleiner Schatten in trüben. Wird größer. Dann sehe ich ihn. Der Manta schlägt entspannt mit seinen Flügeln. Er hält direkt auf mich zu. Ich lasse mich noch etwas absinken. Erst später merke ich, dass ich ab jetzt den Atem anhalte. >>Record<<. Kamera läuft.
Manta im Anflug. Pures Glück rauscht neben dem Nitrox-Luftgemisch durch meinen Körper. Wahnsinn. Das Raumschiff zieht über mich hinweg. Es wird dunkel. Mantas haben eine Flügelspannweite von bis zu über fünf Metern. Diesen hier schätze ich auf gute vier Meter Breite.
Woooooosh! Wie in Zeitlupe gleitet der Teufelsrochen über meinen Kopf. Ich könnte ihm entspannt den Bauch kraulen. Keine 40 Zentimeter trennen meine Taucherbrille von der Rochenhaut. Mache ich aber nicht. Unter Wasser fasst man möglichst nichts an. „Take only pictures, leave only bubbles“, sagen Taucher.
Ein Platz in der Galerie
Vertrauen gegen Vertrauen. Der Manta hatte keine Sorge, dass ich ihn verletzen könnte. Umgekehrt war es genauso. Übrigens: Anders als andere Rochenarten hat der Manta keinen Stachel. Und sein Name Teufelsrochen rührt nur von den hervorstehenden Kopfflossen. Die haben so gar nichts höllenartiges an sich. Außer für das Plankton natürlich. Denn mit den Flossen schaufelt der Manta kilogrammweise Kleinstlebewesen an den Kiemen vorbei.
Wir hatten schon viele Tauchgänge. Spannende, furchtbare, langweilige, schöne. Dieser hier wird sicher immer einen Platz in der Galerie ganz oben haben.
Das Glück dieser Erde liegt manchmal eben doch auf dem Grund der Meere…