Das Wrack der Antilla liegt vor der Küste Arubas auf 18 Metern Tiefe. Gut zu erreichen für Sporttaucher. Und dennoch spektakulär. Denn der 135 Meter lange Frachter ist komplett bewachsen. Und bewohnt! Fischschwärme aller Art haben hier ein Zuhause gefunden. Immer auf der Hut vor den Räubern der Meere – auch Haie gibt es hier. Wir haben die Antilla betaucht!
Wir fahren früh morgens los. Das Briefing auf der Tauchbasis war kurz und knackig. Die komplette Leihausrüstung samt Pressluftflaschen ist schnell auf dem Tauchboot verstaut, dann geht es los. Herrliches Wetter. Sonne satt. Kein Wunder, Aruba ist sonnenverwöhnt. Hier liegt man gern am Strand. Der Palm Beach gehört zu den schönsten der Karibik, sagt man. Und in der Tat ist es herrlich dort. Wie wir später am Tag noch ausprobieren dürfen. Nun aber ab vor die Küste! Hier auf Aruba kann man nicht direkt von der Küste aus lostauchen – wie etwa auf der Nachbarinsel Curaçao. Aruba ist von einem breiten Sandgürtel gesäumt, der sich unter Wasser fortsetzt. Taucher müssen also mit dem Boot raus.
Wie wir jetzt. Zur Antilla. Der Frachter gehört zu den bekanntesten Wracks in der Karibik. Am 10. Mai 1940 ging er hier steil auf Grund. Mit Absicht! Der Kapitän gab seiner Besatzung auf Befehl der Wehrmacht eine entsprechende Anordnung. Das Handelsschiff der HAPAG sank. Das konnte auch die holländische Marine nicht verhindern – die Antilla brannte bereits an mehreren Stellen. Hintergrund: Briten und Franzosen hatten eine Blockade in der Karibik aufgebaut – der Krieg war in vollem Gange. Doch die Antilla sollte dem Gegner nicht in die Hände fallen. Daher der Befehl zur Selbstzerstörung.
Das Wrack der Antilla ist leicht zu finden
Mehr als 70 Jahre später suchen wir nun die Überreste der Antilla. Sie ist nicht schwer zu finden. Rund 700 Meter vor der Küste liegen die Überreste. Bei Ebbe ragen die Aufbauten sogar aus dem Wasser. Wir können die Antilla schon vom Boot aus sehen. Fertig machen. Gut Luft! Und ab ins Wasser. Die Karibik ist warm, die Strömung seicht. Die Sonne spendiert jede Menge Licht im Wasser. Vorraussetzungen für einen schönen Tauchgang. Und was für einer! Leider ist nicht Sicht nicht besonders toll. Man sieht es schnell auf den Fotos: Die leichte Strömung hat Sedimente aufgewirbelt, Sand tanzt vor der Linse. Ein bisschen wie im Schneegestöber. Doch davon lassen wir uns nicht beirren.

Große Schwärme verschiedener Fischarten ziehen an uns vorbei. Dann kommt das Wrack selbst. Es ist in zwei Teile zerbrochen. Es gibt aber immer noch viel zu sehen. Wir blicken durch die alten Luken ins Schiffsinnere. Drinnen ist alles bewachsen und bewohnt. Auch hier patroullieren Gelbschwanz-Schnepper in Schwärmen. Das Schiff liegt auf der Seite. Dicke Winden sind zu sehen, teils sind die Trossen noch aufgewickelt. Fledermausfische und Barsche zappeln vorbei. Wir fühlen uns klein neben diesen riesigen Wrackteilen, die immerhin noch die Höhe eines mehrstöckigen Hauses haben!
Unser Tauchschiff streikt!
Nach einer dreiviertel Stunde geht es langsam wieder zurück nach oben. Großfische sehen wir heute nicht. Nur ein großer Kofferfisch zieht langsam über das bewachsene Deck. Dann sind wir wieder oben. Die Sonne wärmt, es gibt Getränke. Der Kapitän wirft den Motor an. Und dann passiert es. Krrrk. Und aus. Der Motor stirbt. Legen wir unser Tauchboot nun neben die Antilla? Müssen wir 700 Meter zum Ufer schwimmen? Der Kapitän bleibt cool. Er funkt seine Leute in der Tauchbasis an. Sie schicken ein zweites Schiff in unsere Richtung. Dann wird es nochmal wackelig. Wir steigen auf das andere Boot. Nur der Käptn bleibt zurück. Aber später am Tag hören wir dann: Der Motor konnte reparaiert werden. Alles liegt im heimatlichen Hafen. Zu diesem Zeitpunkt liegen wir schon am Palm Beach von Aruba und quatschen Taucherlatein. Vom spektakulärsten Wrack der Karibik und längst vergessenen Zeiten…