Mossel Bay liegt längst hinter uns. Wir lutschen die letzten Tropfen Adrenalin unseren Bungee-Sprungs von der Gouritz-Brücke und fahren auf der N2 Richtung Westen. Lustig, hier ist die Landschaft viel schöner als links und rechts neben der Garden Route. Die Hügel sind sanft geschwungen. Afrika malt alle seine Farben darauf. Rot und Grüntöne, dazu braun in allen Schattierungen. Der Himmel gibt sein schönstes Blau. Kurz nach Swellendam biegen wir links auf die R319 ab. Denn wir sind auf dem Weg zum südlichsten Punkt Afrikas: Cape L’Agulhas.
Bredasdorp liegt im bildhübschen Overberg
Auf dem Weg passieren wir das Städtchen Bredasdorp. Hier lebt man von der Landwirtschaft. Denn die Böden hier sind fruchtbar. Overberg wird die Gegend genannt. Schafe überall, Schwärme von Störchen stehen in den Feldern. So viele auf einmal haben wir noch nie gesehen. In Deutschland wird ja schon berichtet, wenn sich mal ein Pärchen auf einem Schornstein niederlässt. Die Landschaft müsste eigentlich ein Mekka für Maler sein. Bildhübsch und in allen Farben liegt Overberg wie hingegossen vor uns.
Bredasdorp selbst empfinden wir als eher unangenehm, die Anfahrt ist wegen großer Betonsilos ohnehin unansehnlich. Menschen die wir treffen, sind verschlossen und etwas muffig. In einem etws schmuddeligen Café-Restaurant-Kneipe-Aufenthaltsraum werden wir nett behandelt. Alle Türen und Fenster jeglicher Gebäude sind, wie fast überall in Südafrika, vergittert. In einem kleinen Häuschen steht ein Schild im Fenster: „Cakes“. Nikki klopft am Gitter. Die Pforte schwingt auf, Nikki schlüpft hinein, kauft hausgemachte Muffins bei der älteren Dame. Sie erschrickt, als sie bemerkt, dass Nikki das Haustürgitter nicht sofort wieder eingerastet hat. Durch die Straßen bläst ein heißer staubiger Wind. Bredasdorp wird wohl auf der internationalen Ferienzielkarte nicht so schnell auftauchen. Auch wir müssen hier nicht unbedingt länger Station machen. Und nochmal 40 Kilometer weiter durch die flache Kapvegetation mit Proteen, grünen Büschen und Erika. Dann sind wir da.
Cape L’Agulhas – südlicher geht’s nicht in Afrika
Immer noch denken viele, dass das Kap der Guten Hoffnung oder der Cape Point Afrikas Südzipfel ist. Das stimmt aber nicht. Es ist L’Agulhas. Agulhas ist portugiesisch und heißt Nadeln. Liegt entweder an den spitzen Felsen hier. Oder daran, dass die Kompassnadeln der frühen Seefahrer hier nach Norden zeigten, wie eine andere Deutung meint. Hier fließen Atlantik und Indischer Ozean zusammen. Vor dieser Küste verläuft die Agulhas-Bank – einer der besten Fischfanggründe der Erde. 250 Kilometer weit draußen fällt der bis dahin um 100 Meter flache Meeresboden steil in die Tiefsee ab.
Heute ist die See recht glatt. Das Kap zeigt sich von seiner Schokoladenseite. Struisbaai, ein kleiner Ort fünf Kilometer nördlich, hat einen hübschen Strand. Es ist Sonntag, die Einheimischen baden vergnügt im doch recht frischen Wasser. Im Hafen liegen die Fischerboote. Ein schöner Kontrast zum muffigen Bredasdorp. Wir müssen allerdings noch einmal weiter. Nach Gansbaai. Einem noch recht authentischen Fischerdorf. Gansbaai ist noch etwas anderes: das internationale Zentrum für Beobachtungen des Großen weißen Hais…