Rrring! 5 Uhr. Kerzengrade sitzen wir im Bett. Und eine Stunde später im Minibus, der immer nur uns beide chauffiert. Wir fahren mit Ahmed, unserem ebenso freundlichen wie wissenden Reiseführer auf die Westseite des Nils. Nach Theben-West, in die große Nekropole des alten Ägypten. Hier ist unter anderem das Tal der Könige, in dem viele berühmte Pharaonen begraben liegen. Unter anderem befindet sich hier auch das Grab des sagenumwobenen Tutanchamun.
Tal der Könige: Wunderschöne Gruften der Pharaonen
Das Grab von Thutmosis III. ist nicht einfach zu erreichen. Es geht über eine steile Treppe nach oben in die Felsen, dann durch ein enges Loch nach unten. Wächter überwachen das Fotografier-Verbot. Es ist unfassbar heiß und stickig hier unten. Wir sehen andere Touristen, die verzweifelt nach Sauerstoff schnappen. Viele Besucher sind hier, drängen sich in den engen Gängen tief in der Erde. Nix für Menschen mit Klaustrophobie. Sauna! Der Schweiß bricht aus jeder Pore hervor. Hier bleibt niemand trocken. Noch eine steile enge Treppe nach unten, wie in den Pyramiden am Nildelta. Der Sarkophag steht am Ende der Grabkammer. Natürlich leer. Dennoch: Mystische Stimmung hier unten. Lange können wir nicht bleiben, es ist zu stickig hier. Wir besuchen noch zwei weitere Gräber. Die von Rames IV. und Ramses III. Hier ist der Zugang einfacher. Der Touristenstrom dementsprechend größer. Wir stehen noch einen Moment vor dem Grab von Tut Ench Amun. Seine Grabbeigaben haben wir ja schon in Kairo im Museum bewundert. Hier ist also das so lange verborgene Grab, das Howard Carter 1922 entdeckte…
Theben West: Video aus dem Tal der Könige
Es ist ein Jammer, aber auch im Tal der Könige ist es nicht gestattet, Bilder in den Gräbern zu machen. Die Videokamera muss man sogar am Eingang des Tals abgeben. Wer beim Fotografieren erwischt wird, bekommt Ärger, warnt Ahmed. Naja, ein paar schnelle Videoclips mit dem Fotoapparat werden doch wohl möglich sein, denken wir. Bitte schön: einige Eindrücke aus dem Tal der Könige, ein Schnellschuß in der Grabkammer von Thutmosis III. und Impressionen vom Hatschepsut-Tempel oben auf dieser Seite im Video.
Kurna: Feines Handwerk aus Alabaster
In der Nähe des Tales liegt das Dorf Kurna. Hierher stammt Ahmed, unser privater Reiseführer. Das Dorf ist uralt. Hier wohnten früher die Erbauer der Königsgräber. Die wussten nicht, wie nah sie dem Tal der Könige waren. Denn aus Angst vor Verrat wurden ihnen von den Priestern auf dem Weg zur Arbeit an den Pharaonen-Gruften die Augen verbunden. Wir besuchen zwei Gräber dieser Handwerker. Sie haben ihre eigenen Gruften mit hübschen bunten Inschriften, Hieroglyphen und Bildern versehen. Die Farben leuchten nach Tausenden Jahren immer noch. Ein Besuch hier lohnt sich!
Heute gibt es hier in der Gegend viele Alabaster-Werkstätten. Das ist der schöne glänzende Stein, der schon im alten Ägypten bearbeitet wurde. Ahmeds Vater hat so eine Werkstatt. Wir fragen, ob wir ihn besuchen können. Ahmed willigt ein. Die Arbeiten sind wunderschön. Hier herrscht kein verbissenes Verkaufsklima. Ahmed erklärt die wertvollen Handarbeiten und zeigt die Unterschiede zu den billigeren Maschinen-Figuren. Wir wollen einige hübsche Stücke erstehen. Lustig: Ahmed handelt für uns mit einem Onkel. Der ist sauer, der Preis wohl zu niedrig. Aber kurz darauf ist alles wieder ok, wir fahren weiter.
Gut gesichert: Hatschepsut-Tempel in Theben-West
Die Königin Hatschepsut ist eine der wenigen Frauen, die das antike Ägypten regierten. Frauen wurden von den Ägyptern eigentlich nicht auf dem Thron akzeptiert. Hatschepsut schwang 22 lange Jahre das Zepter. Mit einem Trick: Sie behauptete, das Kind eines Gottes und damit eine Halbgöttin zu sein. So einfach kann regieren sein…
Der Hatschepsut-Tempel (Totentempel in Deir el-Bahari) liegt malerisch an einer steilen Felswand hinter dem Tal der Könige. Wer auf den obersten Stufen steht, blickt über den Nil zur anderen Seite hinüber. Nur die starken Sicherheitsvorkehrungen erinnern an den feigen Anschlag von Terroristen, bei dem 1997 Dutzende Touristen erschossen wurden. Die Sonne knallt. Um 50 Grad hat es hier in der Mittagshitze. Aber wir schwitzen gar nicht so brutal. Die Luft ist derart trocken, dass der Schweiß unmittelbar verdunstet. Wir trinken allein hier fast 1,5 Liter Wasser.
19 Meter hoch: die Memmnon-Kolosse
Auf der Rückfahrt halten wir noch an den gewaltigen Memnon-Kolossen. Zwei Statuen, die einst den Tempel von Amenophis III. bewachten. Den Tempel gibt`s nicht mehr, jetzt werden die Kolosse selbst bewacht – von Bakschisch-Jägern, die unter anderem wertlose bemalte Bananen-Blätter als Papyrus verkaufen wollen. Diese „Papiere“ werden ausschließlich in Folien präsentiert. So fällt der Schwindel nicht auf…
Beste Reisezeit für eine Nilkreuzfahrt
Abfahrt mit dem Schiff. Wir schaffen es sogar durch die berüchtigte Esna-Schleuse. Hier stauen sich im Winter gerne mal 30 Schiffe, wenn Hochsaison für Nilkreuzfahrten ist. Deswegen unser dringender Rat: die beste Reisezeit für eine Nilkreuzfahrt ist im Hochsommer. Natürlich sind die Temperaturen mit 40 bis zu 50 Grad Celsius höher als im angenehmen Winter (25 Grad). Aber zum einen ist die Hitze hier sehr trocken und damit gut auszuhalten und viel wichtiger: Im Sommer fallen nicht gleich ganze Heerscharen von Touristen in die Tempel ein. Guide Ahmed assistiert: „Wer im Winter kommt, muss mit langen Wartezeiten vor den Sehenswürdigkeiten rechnen. Im Tempel geht das dann zu wie in der Tokioter U-Bahn: Schulter an Schulter drängen sich die bunten Massen aus aller Herren Länder an den Reliefs vorbei. Da kann kaum eine mystische Stimmung mit tiefem Verständnis für die Kultur der alten Ägypter aufkommen.
Esna: Händler in Ruderbooten
Wieder zurück auf dem Schiff, der Royal Princess. Wir setzen unsere Nilkreuzfahrt fort. Vor der Esna-Schleuse gibt es dann ein lautes Hallo. Überall um das Kreuzfahrtschiff herum machen ägyptische Händler in ihren Booten fest, wollen den Touristen auf dem Nil-Schiff Stoffe, Shirts und Handtücher verkaufen. Um das Geschäft zu beschleunigen, werfen die Ägypter die Ware einfach an Deck. Die zunächst verwirrten Touristen werfen dann nicht ganz so kunstvoll zurück, das ein oder andere Teil landet im Nil, bevor es wieder herausgefischt wird.
Reisebericht Ägypten – hier kommt die Fotogalerie mit einigen HDR-Aufnahmen des 6. Tages unserer Rundreise durch Ägypten: