House Running, was ist das denn schon wieder? Ein seltsamer Trend, der den Fahrstuhl in hohen Gebäuden überflüssig macht. Zumindest, wenn man runter will. Nikki&Michi wagen das irre Großstadt-Abenteuer und marschieren 55 Meter in die Tiefe. Hier ihr Bericht und das Video zum House Running in Hamburg. Lassen wir Michi mal erzählen…
Bing! Die Lift-Tür zischt auf. Mir ist mulmig. Nicht, weil ich auf der Fahrt in den 17. Stock Beklemmungen bekomme. Sondern, weil ich mit diesem Fahrstuhl nicht wieder runterfahren werde. „House Running, wie bekloppt ist das denn“, denke ich noch. 10-12-14, die Stockwerke leuchten im Display. Glaube, Hoffnung, Demut, Zuversicht, denke ich. 15-16-17. Bing! Verdammt. Ich habe Höhenangst.
Okay, die Dachterrasse ist im Prinzip schön. Für unerschrockene Fensterputzer. Oder schwindelfreie Indianer. Nikki grinst. Ich bleibe beim Versuch hängen. Wir stehen auf dem Dach des Holiday Inn an den Hamburger Elbbrücken. Der Panorama-Blick – ein Traum. Nur eben jetzt nicht. Denn die Jungs vom Jochen-Schweizer-Team gurten uns an. Sie strahlen eine Ruhe und Souveränität aus, klasse. Springt leider nur kurz über. Denn ich lehne mich zur Probe über die Brüstung. Fuck. Ist das tief.
House Running – soll ich das wirklich machen?
Soll ich das wirklich machen? „Klar“, brummt einer der Veranstalter-Jungs und lacht. „Haste bezahlt, jetzt wird runtergelaufen.“ Sein schelmisches Zwinkern treibt mich auf das Stahlgerüst mit den Seilen. Seile? Diese dünnen Fädchen sollen mich halten. Ich bin fassungslos. „Ich hab‘ übrigens Höhenangst“, versuche ich möglichst locker zu flöten. So richtig scheint das hier keinen zu interessieren. Wahrscheinlich wissen sie hier auch, dass die beste Medizin dagegen keine Pille ist. Sondern Konfrontationstherapie. Okay. Also heißt es wieder einmal: Face your fear.
Klick, der Karabiner rastet ein. Und ich seltsamerweise nicht aus. Stehe an der Kante. Blick geht runter. Und wieder rauf. Magen stabil. Verrückt. Habe Vertrauen. Ich soll mich mit meinem ganzen Gewicht über die Kante lehnen. 55 Meter Abgrund gähnen. Schnappe kurz Luft und vorwärts – wuuusch.
Abwärts – senkrecht an der Hauswand
Ich stehe senkrecht an der Hauswand! Die ersten Schritte sind etwas wackelig. Ich denke nicht zurück, blicke nicht nach oben. Sondern vor mich. Und nach unten. Tapp, tapp. Ich marschiere abwärts. Das Seil rutscht langsam nach. Geht gut! Macht Spaß! Ich fasse es nicht, mir aber ein Herz und plappere auf dem ganzen Weg nach unten. Mit denen da oben. Mit denen da unten. Und mit der Kamera.
Noch ein Hüpfer an der Wand entlang. Dann stehe ich wieder unten. House Running! Eine tolle Droge gegen Höhenangst. Für starke Phobiker sicher der letzte Schritt einer Therapie. Für mich ein cooler Adrenalinkick, zumindest in der Rückschau. Ach so, Nikki! Sie hängt schon oben in den Gurten, völlig unerschrocken. Katzengleich schleicht sie sich die 55 Meter hohe Wand hinunter. Absolut angstfrei, lässig und locker. Nun ja, ich arbeite daran…
House Running Hamburg – ein toller Kick für Großstadt-Abenteurer!